«Gefährliche Überreaktionen»
Der Ton im schweizerisch-deutschen Fluglärmstreit hat sich wieder verschärft. Der Zürcher Stadtpräsident Elmar Ledergerber hat den süddeutschen Kollegen geschildert, was ihm die «Leute» an Gegenmassnahmen gegen Süddeutschland empfehlen.
In einem offenen Brief an den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Günther Oettinger hat Zürichs Stadtpräsident Elmar Ledergerber die zuständigen Behörden aufgefordert, die Beschränkungen für den Flugverkehr am Flughafen Kloten zu lockern.
«Diese schweren Einschränkungen sind weltweit einmalig» schreibt Ledergerber. Der Brief wurde am Samstag in der «Badischen Zeitung» und dem «Südkurier» veröffentlicht.
Lederberger drohte indirekt mit Aktionen für den Fall, dass die Einschränkungen weiterhin bestehen blieben. So höre er «wöchentlich Leute», die immer drängender forderten, im Gegenzug die Rheinbrücken aus Lärmschutzgründen zu sperren, aus dem Schwarzwald stammenden Flughafenbeschäftigten zu kündigen oder gar deutsche Passagiere von der Nutzung des Flughafens auszuschliessen.
Dies alles seien «gefährliche Überreaktionen und untaugliche Mittel», schreibt Ledergeber. Gleichwohl «befürchte ich, dass diese Stimmen an Bedeutung zulegen könnten», falls die Einschränkungen nicht gelockert würden.
Keine Änderung
Oettinger erklärte gegenüber der «Badischen Zeitung», er werde von den derzeit geltenden Abflugbeschränkungen nicht Abstand nehmen. Und der Landrat des Kreises Waldshut, Tilman Bollacher, zeigte sich in einem später veröffentlichten offenen Brief «verärgert und erzürnt».
Ledergerber scheine in Sachen Fluglärm einiges durcheinander zu bringen und zu verwechseln. «Schliesslich ist es nicht so, dass wir etwas von Ihnen wollen. Umgekehrt wird ein Schuh draus.» Ob man sich als befreundeter Nachbar so verhalte, während politische Gespräche zur Lösung der Probleme liefen, fragt Bollacher weiter.
Erst letzte Woche hatte der Verkehrsminister Moritz Leuenberger für eine sachliche Lösung plädiert, die alle betroffenen Regionen einbezieht. Die Gespräche über die Anflüge auf den Flughafen Zürich Kloten über süddeutsches Gebiet sollten sich an der Zahl der vom Fluglärm betroffenen Menschen orientieren, sagte er.
Die Verhandlungen zwischen den Regierungen beider Länder sollen im März weitergehen. (sda)