ZürichZürcher Apotheker wollen kranke Ausländer anlocken
Ausländer gehen laut dem Stadtzürcher Apothekerverband schon beim kleinsten Wehwechen in die Notfall-Abteilung eines Spitals. Das soll sich dank einer neuen Kampagne ändern.
Wer einen Blick auf die grünen Plakate in den Trams wirft, stutzt: Die meisten Reisenden können etwa die kyrilischen Schriftzeichen nicht lesen. Trotzdem wirbt der Apothekerverband neuerdings auf Russisch, Türkisch, Chinesisch, Griechisch oder Tamilisch für seine Dienstleistungen.
Nicht ohne Grund: «Vor allem Personen mit Migrationshintergrund gehen schon beim kleinsten Wehwechen gleich in den Notfall», sagt Albert Ganz, Präsident des Stadtzürcher Apothekerverbandes. «Mit diesen Plakaten möchten wir ihnen mitteilen, dass sie bei einem Schnupfen oder einer kleinen Schnittwunde getrost auch in der Apotheke Hilfe bekommen.» Viele Ausländer hätten Hemmungen in die Apotheke zu gehen, «dabei spricht unser Personal rund 15 Fremdsprachen», versichert Ganz. Aber auch wirtschaftliche Überlegungen stecken hinter der Kampagne: «Wenn die Leute wegen Bagatellen gleich in das Spital rennen, geht die Kostenexplosion im Gesundheitswesen weiter.»
Urs Stoffel, Präsident der Zürcher Ärztegesellschaft, ist skeptisch: Der Gang zur Apotheke sei bei kleinen Problemen durchaus sinnvoll, berge aber auch Risiken: «Den Apothekern fehlt die Ausbildung, um zwischen banalen und ernsthaften Erkrankungen zu unterscheiden.»