Zürcher Apotheker wollen kranke Ausländer anlocken

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ZürichZürcher Apotheker wollen kranke Ausländer anlocken

Ausländer gehen laut dem Stadtzürcher Apothekerverband schon beim kleinsten Wehwechen in die Notfall-Abteilung eines Spitals. Das soll sich dank einer neuen Kampagne ändern.

David Torcasso
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David Torcasso

Wer einen Blick auf die grünen Plakate in den Trams wirft, stutzt: Die meisten Reisenden können etwa die kyrilischen Schriftzeichen nicht lesen. Trotzdem wirbt der Apothekerverband neuerdings auf Russisch, Türkisch, Chinesisch, Griechisch oder Tamilisch für seine Dienstleistungen.

Nicht ohne Grund: «Vor allem Personen mit Migrationshintergrund gehen schon beim kleinsten Wehwechen gleich in den Notfall», sagt Albert Ganz, Präsident des Stadtzürcher Apothekerverbandes. «Mit diesen ­Plakaten möchten wir ihnen mitteilen, dass sie bei einem Schnupfen oder einer kleinen Schnittwunde getrost auch in der Apotheke Hilfe bekommen.» Viele Ausländer hätten Hemmungen in die Apotheke zu ­gehen, «dabei spricht unser Personal rund 15 Fremdsprachen», versichert Ganz. Aber auch wirtschaftliche Über­legungen stecken hinter der Kampagne: «Wenn die Leute wegen Bagatellen gleich in das Spital rennen, geht die Kostenexplosion im Gesundheitswesen weiter.»

Urs Stoffel, Präsident der Zürcher Ärztegesellschaft, ist skeptisch: Der Gang zur Apotheke sei bei kleinen Problemen durchaus sinnvoll, berge aber auch Risiken: «Den Apothekern fehlt die Ausbildung, um zwischen banalen und ernsthaften Erkrankungen zu unterscheiden.»

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