ZürichDicke Tote erschweren das Leben
Die städtischen Bestatter müssen täglich bis zu zehn Verstorbene tragen. Diese Lasten von oft über 100 Kilo machen ihnen zunehmend zu schaffen.
Krafttraining ist von Vorteil für Bestatter: «Die Menschen werden immer dicker – viele Verstorbene sind mit Sarg deutlich über 100 Kilo schwer», sagt Marianne Herold, Leiterin des Bestattungsamtes der Stadt Zürich. Das macht den Bestattern zunehmend schwer zu schaffen: Rückenschmerzen oder Bänderrisse können die Folgen sein. Um die Verletzungsgefahr zu minimieren, hat das Bestattungsamt gehandelt: «Alle vier Wochen können sich einige Mitarbeiter erholen und müssen nur leichte Arbeit verüben.» Bestatter, die über längere Frist nichts mehr heben dürfen, werden versetzt.
«Täglich mehrere Särge zu tragen ist Schwerstarbeit», sagt Herold. Bis zu zehn Tote täglich müssen ihre 14 Mitarbeiter je zu zweit im Spital, im Heim oder zuhause abholen und manchmal mehrere Stockwerke hinuntertragen. Doch manchmal reichen zwei starke Männer nicht aus: «Ist jemand zu wuchtig, packen auch mal vier Bestatter mit an.» In seltenen Fällen komme schon mal die Feuerwehr zu Hilfe. «Am wichtigsten ist für uns, dass wir jeden Verstorbenen – ob dick oder dünn – würdevoll begleiten können», betont Herold.
Grösserer Ofen benötigt
Auch in Bern sind übergewichtige Verstorbene ein Problem: «Die breiteren und meist auch längeren Särge konnten wir fast nicht mehr kremieren sie hatten im Ofen keinen Platz», sagt Christian Gasser, Geschäftsführer der Genossenschaft für Feuerbestattung. Deshalb hat das Krematorium laut Gasser als erstes in der Schweiz einen breiteren, höheren und längeren Gasofen gebaut. Seit dem letzten Mittwoch ist er in Betrieb.
10% sterben zu Hause
Bestatter werden kann, wer erfolgreich eine Berufslehre absolviert hat, körperlich fit ist sowie über gute, feinfühlige Umgangsformen verfügt. Bestatter holen die Verstorbenen zu
Hause ab und kümmern sich
darum, dass der Tote würdevoll im Sarg liegt. Nur 10 Prozent der Zürcher sterben in ihren eigenen vier Wänden, 90 Prozent dagegen im Spital. Rund 85 Prozent möchten laut dem städtischen Bestattungsamt kremiert werden.