Bundesrat muss Parkbusse nicht zahlen
Ein Bundesrat parkiert, steigt aus und eilt davon - ohne die Parkgebühr zu bezahlen. In Zürich kein Problem - die Polizeibeamten zahlten die Gebühr aus dem eigenen Sack.
Die Zürcher Polizeivorsteherin Esther Maurer spricht von einer «wunderschönen Geschichte über Demokratie, Rechtsgleichheit und Respekt gegenüber den Landesvätern», wie sie in einer Kolumne für das Zürcher «Tagblatt» schrieb. Doch auf die wunderschöne Geschichte folgte ein geharnischter Leserbrief einer Frau, die von einem «weiteren Korruptionsskandal» schreibt. Sie habe «vor Wut gezittert» wegen «dieser ungleichen Behandlung».
Was ist passiert? Anfang Dezember parkte ein Bundesrat im Zürcher Industriequartier seinen Wagen, stieg aus und eilte davon – ohne eine Parkkarte zu lösen, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Was für Normalsterbliche eine Parkbusse nach sich zieht, blieb für den «Landesvater» ohne Folgen. Zwei Polizeibeamten beobachteten den Vorgang, zückten das eigene Portemonnaie und lösten für den Bundesrat die Parkkarte.
Die Leserbriefschreiberin wertet diesen Akt als «Triumph der Ungerechtigkeit». Bei der Stadtpolizei Zürich verteidigt man die Beamten. Ein Fehlverhalten liege nicht vor, die Beamten hätten privat gehandelt, sagt Polizeisprecher Reto Casanova gegenüber 20minuten.ch. Der Fall habe keine grossen Wellen geworfen, versichert Casanova, «ausser dem einen Leserbrief». Ob bereits in der Vergangenheit Bundesräte durch Polizeibeamte von Parkbussen «befreit» wurden, konnte Casanova nicht sagen, da Ordnungsbussen anonym blieben.
Bleibt die Frage, wie Esther Maurer von diesem Fall erfahren hat: «Vielleicht hat sie die Szene zufällig beobachtet oder einer der Beamten hat ihr davon erzählt», sagt Casanova. Ob Maurer selbst die Münzen locker machte, ist unklar. Ebenso, um welchen Bundesrat es sich handelt. Wäre es ein Parteikollege von Maurer, wäre die Antwort eindeutig: Moritz Leuenberger, der Zürcher Bundesrat. Doch das sind nur Spekulationen.
(meg)