Zürich«Die Polizei soll den Strich am Sihlquai räumen»
Sind die Tage des Sihlquai-Strassenstrichs gezählt? Anwohner fordern die Räumung. Auch die Stadt überlegt sich, ob dort bald Schluss sein soll mit Prostitution.

Frauen in Höschen und BH mitten auf der Strasse, gebrauchte Präservative in Gebüschen, Blow-Jobs unter Strassenlaternen – Anwohner Helmut Bucher hat die Nase voll vom Strassenstrich am Sihlquai: «Solche Sauereien gehören einfach nicht in ein Wohnquartier!» Immer wieder sieht er, wie Prostituierte ihre Freier in Hinterhöfen befriedigen. «Ich darf gar nicht daran denken, wie das im Sommer wird», sagt Bucher. «Prostituierte und Freier sollen es doch im Wald oder am Stadtrand treiben.» Auch Helmuth Werner, Quartiervereinspräsident des Kreises 5, sagt: «Die Zustände am Sihlquai sind eines Rechtsstaates unwürdig.» Er befürchtet, dass junge Bewohner wieder aus dem aufstrebenden Quartier wegziehen, weil sie Lärm und Dreck satthaben. Die Polizei solle Bussen an die Freier verteilen, damit das Sihlquai als Strassenstrich an Attraktivität verliere: «Noch besser wäre, den Strich polizeilich räumen zu lassen.»
Wegen fehlender Gesetzesgrundlagen kann die Polizei zurzeit rechtlich nicht gegen Freier vorgehen – die Stadt ist aber an deren Überarbeitung. Das Sihlquai ist seit fast 20 Jahren im Strichplan enthalten. «In der Zwischenzeit hat sich das Quartier stark gewandelt und die Bautätigkeit ist gestiegen», sagt Rolf Vieli, Leiter des Projekts Rotlicht, «deshalb überlegt man sich bei der Stadt, ob das Sihlquai aus dem Strichplan gekippt werden soll.»