Zürich glaubt nicht an harmlose Handy-Strahlung

Aktualisiert

Zürich glaubt nicht an harmlose Handy-Strahlung

Trotz der jüngsten entlastenden Studie zur Strahlengefahr von Handy-Antennen drängt der Zürcher Gemeinderat auf eine Denkpause für neue Antennen. In der Debatte überwog die Sorge vor Gesundheitsschäden.

Zufällig hat das Stadtparlament einen Tag nach Präsentation der neusten Gefahrenstudie zur UMTS-Strahlung am Mittwoch einen Antrag von Grünen und EVP von 2004 über ein UMTS-Antennenmoratorium diskutiert. Mit 69 Stimmen der Linken, Grünen, EVP und SD gegen 51 Stimmen der Bürgerlichen hat er sich deutlich dafür ausgesprochen.

Das Postulat fordert den Stadtrat gegen dessen Willen auf, zu prüfen, ob bis zur genaueren Abklärung möglicher Gesundheitsschäden durch UMTS-Strahlung ein Moratorium verhäng werden könnte. Gleichzeitig soll der Stadtrat aber in Verhandlung mit Mobilfunkanbietern von diesen freiwillige Schritte erreichen, um die Gesamtbelastung zu reduzieren.

Grösste Antennendichte der Schweiz

Die an den Universitäten Zürich und Bern erarbeitete Studie kam zum Schluss, die Strahlung der UMTS-Antennen habe keinen negativen Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden. Die Zweifel seien keineswegs ausgeräumt, betonten die Grünen im Rat, die Studie sage nichts aus über die Langzeitfolgen.

Vor allem sei Zürich aber heute die Stadt mit der höchsten Handy- Antennen-Dichte in der Schweiz. Bei gegen 500 dieser Antennen auf Stadtgebiet seien jetzt neue Lösungen gefragt. Das Moratorium gebe dem Stadtrat bei Verhandlungen mit den Anbietern ein wichtiges Instrument in die Hand.

Für deutlich mehr Engagement der Stadt sprachen sich auch SP und EVP aus. Die EVP begrüsste deshalb den von der SP gewünschten Zusatz im Postulat, der Stadtrat solle die Anbieter auch zu freiwilligen Zugeständnissen bringen.

Nur ein «Volksbschiss»

Den Warnfinger vor einem Moratorium erhoben dagegen SVP, FDP und CVP. Es sei unverständlich, dass die Grünen trotz der entlastenden Studie an ihrem Vorstoss festhielten, sagte ein SVP-Sprecher.

Ein Moratorium sei rechtswidrig, warnte die FDP mit Verweis auf die Gemeinde Stäfa, die ein Moratorium verhing und vom Bundesgericht zurückgepfiffen wurde. Auch die ständige Angstmacherei vor einer möglichen Strahlengefahr mache die Menschen krank, gab die CVP zu verstehen.

Stadträtin Kathrin Martelli, Vorsteherin des Hochbaudepartementes, kritisierte den Vorstoss als «Volksbschiss». Der Bevölkerung werde damit nur vorgegaukelt, die Stadt könne ein solches Moratorium verhängen. Tatsächlich müsse man sich aber an die Vorgaben des Bundes halten.

Wenn Antennen die Grenzwerte nicht überschritten, könne die Stadt die Bewilligung nicht einfach verweigern. Dass das Moroatorium heikel ist, räumten auch die Befürworter ein. Dennoch sei der Vorstoss ein klares und starkes Signal. (sda)

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