Eltern wollen Asyl-Spiel boykottieren
Das «Schlepperspiel» der Flüchtlingshilfe versetzt Schüler in Angst. Einige Eltern lassen nun ihre Kinder krankschreiben.
Ein Angriff mit Knallkörpern, Flucht mit verbundenen Augen, Soldaten, Gefangenschaft: Das erleben Schweizer Sekundarschüler, wenn sie an den Projekttagen «Flucht Asyl Integration» teilnehmen. Mit dem eineinhalbstündigen Spiel sollen sich Jugendliche in die Situation von Asylbewerbern versetzen können.
Vor zwei Jahren ist dabei ein Mädchen zusammengebrochen, und auch heute ist das Spiel umstritten: «Damit Jugendliche Asylbewerber verstehen, muss man sie nicht herabwürdigen», sagt Bruno Schläpfer, Vater einer 2.-Sek-Schülerin. Nächste Woche sollen die Projekttage in Elgg stattfinden – er wird seine Tochter krankmelden. «Viele holen sogar ein Arztzeugnis.» Rund 80 Prozent der Eltern seien gegen das Spiel.
Am Montag lud die Schule zu einem Informationsabend ein. «Die Stimmung war sehr emotional», sagt Michael Müller von der Schweizerischen Flüchtlingshilfe. «Rund 50 000 Jugendliche haben aber schon am Spiel teilgenommen. Der einzige Zwischenfall passierte 2004. Danach haben wir das Spiel geändert.»
Die Schulpflege macht Zugeständnisse: «Die Eltern dürfen zuschauen. Und die Spielteilnahme ist freiwillig», sagt Giorgio Bösiger, Präsident der Sekundarschulpflege.
Vater Schläpfer vertraut darauf allerdings nicht: «Am Ende spielt doch der Gruppendruck eine Rolle.»
Adrian Schulthess