Freierfalle Crack: Im Puff bis zum Bankrott
Crackmeile Langstrasse: Mit rauchbarem Kokain machen Prostituierte ihre Freier zu willenlosen Opfern. Nun weist erstmals das Bundesamt für Polizei auf die Gefahr hin.
Sie verbringen Stunden im Bordell, manchmal Tage, gehen höchstens kurz auf die Strasse, um Geld abzuheben, die Uhr oder das letzte Hemd zu verkaufen. Irgendwann werden sie ausgespuckt – leer, verbraucht und abgezockt: Freebaser und Crackraucher im Puff. «Rauchbares Kokain breitet sich vor allem im Rotlichtmilieu aus, da sich die Freier im Crackrausch leicht das Geld aus der Tasche ziehen lassen», weiss Erich Leimlehner, Analytiker beim Bundesamt für Polizei. Im gestern veröffentlichten «Bericht Innere Sicherheit Schweiz» macht das Amt nun erstmals auf die Problematik aufmerksam. «Es gibt Anzeichen dafür, dass der Konsum von Crack und Freebase stärker verbreitet ist als bisher angenommen», ist darin zu lesen.
Immer wieder landen abgestürzte Milieukonsumenten in einer Drogenanlaufstelle wie dem Arud Zürich: «Viele fühlen sich hinterher abgezockt, sagen aus, sie hätten nicht so lange im Bordell bleiben und vor allem nicht so viel ausgeben wollen», sagt Chefarzt Thilo Beck. Sexuell laufe meist nicht mehr viel. Es gehe nur um den Rausch, der nach immer mehr verlange, bis alles verbraucht sei. «Es gibt krasse Fälle, in denen Freier zehntausende Franken liegen lassen», sagt Stapo-Sprecher Marco Cortesi. Man behalte die Situation im Auge.
Alexandra Roder