Auf den Strassenstrich geprügelt

Aktualisiert

Zuhälter-ProzessAuf den Strassenstrich geprügelt

Vier ungarische Zuhälter stehen am Mittwoch vor Gericht. Sie haben 15 Frauen wie Sklavinnen gehalten, sie schwer misshandelt, missbraucht, erpresst und zur Prostitution gezwungen.

Annette Hirschberg
von
Annette Hirschberg
Die 15 Opfer mussten in Zürich auf dem Strassenstrich anschaffen gehen.

Die 15 Opfer mussten in Zürich auf dem Strassenstrich anschaffen gehen.

Wegen Verbrechen gegen 15 Frauen aus Ungarn und Rumänien müssen sich vier Zuhälter und eine Gehilfin am Mittwoch vor Gericht verantworten. Die meisten ihrer zum Teil noch minderjährigen Opfer kamen mit der Absicht in die Schweiz, hier als Prostituierte zu arbeiten. Einer Frau wurde dagegen vorgespiegelt, sie erhalte eine Anstellung als Raumpflegerin und Babysitterin.

In ihrem Heimatland lebten viele in ärmlichsten Verhältnissen. Sie hatten kaum Geld für Essen und Kleider oder eine Unterkunft. Ihre Familien waren zudem teilweise auf Einkünfte von ihnen angewiesen.

Über zehn Stunden anschaffen täglich

Die vier Zuhälter sollen den Frauen gute Verdienstmöglichkeiten und eine Unterkunft in der Schweiz zugesichert und versprochen haben, sich um alles zu kümmern - auch um die Überweisung der Einnahmen an die Verwandten. Doch dies waren leere Versprechungen. Einmal in der Schweiz, waren die Frauen in der Gewalt der Zuhälter, die mit ihnen oft machten, was sie wollten.

Mit Faustschlägen, Fusstritten und Drohungen schickten die Zuhälter sie auf den Strassenstrich am Zürcher Sihlquai. Unsympathische Freier abzulehnen war verboten und wurde von den Zuhältern streng kontrolliert. Die Frauen mussten täglich mehr als zehn Stunden lang auf den Strich gehen. Weigerten sie sich oder lehnten sie Freier ab, setzte es Schläge. Nützte dies nichts, drohten die Zuhälter ihren Eltern, Geschwistern oder Kinder in der Heimat Leid anzutun. Damit sie nicht fliehen konnten, nahmen sie ihnen ihr ganzes Geld ab.

Insbesondere ein Zuhälter war besonders brutal. Er schlug eine seiner Frauen fast täglich und vergewaltigte, quälte und schändete sie. Er nahm dabei in Kauf, ihr schwerwiegende Schädigungen zuzufügen. Aber laut Anklageschrift war ihm das egal, weil «ihm auch ihr Tod gleichgültig gewesen wäre».

Freikaufsummen von 7000 Franken

Als wären sie ihr Eigentum, verkauften Zuhälter auch Frauen untereinander für mehrere hundert Franken. Als ein Freier sich in eine Prostituierte verliebte, wollte der Zuhälter ihm gar 7000 Franken als Freikaufsumme abknöpfen.

Zwei Frauen wurden während ihrem Aufenthalt in Zürich schwanger. Da prügelten die Zuhälter die Föten regelrecht aus ihren Bäuchen heraus. Flohen die jungen Frauen wieder in ihre Heimat, wurden sie auch dort weiterhin unter Druck gesetzt. So drohte ein Zuhälter, er werde ihre siebenjährige Tochter vor ihren Augen vergewaltigen, wenn sie nicht wieder in die Schweiz zurückkomme.

Der Prozess gegen die vier Zuhälter beginnt am Mittwochmorgen in Zürich. 20 Minuten Online berichtet fortlaufend.

Deine Meinung zählt