22 Minderjährige in Zürich verhaftet

Aktualisiert

1.-Mai-Krawalle22 Minderjährige in Zürich verhaftet

Zürich erlebte erneut einen krawallreichen 1. Mai. Die Polizei lieferte sich stundenlange Scharmützel mit Linksextremen, Rechtsextremen, Hooligans und zahlreichen Jugendlichen. 82 Personen wurden verhaftet, 22 davon waren minderjährig.

An den stundenlangen Strassenschlachten im Zürcher Langstrassenquartier waren rund 200 bis 300 Chaoten beteiligt, wie Marco Cortesi gegenüber 20 Minuten Online bestätigte. Die Gruppierungen lieferten sich auch Schlägereien untereinander.

Die starke Polizeipräsenz sowie die zahlreichen Personenkontrollen durch Stadt- und Kantonspolizei hätten eine eigentliche Nachdemo verhindert, erklärte die Polizei am Abend in einer ersten Bilanz. Die Ausschreitungen am späteren Nachmittag seien vorwiegend durch jugendliche Krawallmacher angezettelt worden. Eine grössere Zahl teilweise vermummter Personen setzten gemäss Polizei Abfallcontainer und andere Gegenstände in Brand und warfen massiv Steine, Molotow-Cocktails, Flaschen und andere Gegenstände gegen die Polizeikräfte. Die Polizei setzte Gummigeschosse und später auch Tränengas und Wasserwerfer ein.

22 Minderjährige festgenommen

Laut Polizeisprecher Marco Cortesi kam es zu 83 Verhaftungen. Von den Festgenommenen waren 22 jünger als 18 Jahre. Neben 74 Männern wurden auch neun Frauen vorübergehend verhaftet. Die meisten der Festgenommenen waren Schweizer, nämlich deren 62. Ausserhalb des Kantons Zürich wohnen 22 Verhaftete. Politische Motivationen hatten die Chaoten kaum.

Als positiv wertet die Zürcher Polizeivorsteherin Esther Maurer die Tatsache, dass viele Verhaftungen mit einem konkreten Grund vorgenommen worden seien, also nicht nur wegen Teilnahme an einer unbewilligten Demonstration, sondern wegen Brandstiftung oder dem Werfen von Steinen: «Die Chancen stehen gut, dass die Taten auch wirklich nachgewiesen werden können.» Polizisten in Zivil haben denn auch während der gesamten Dauer der Ausschreitungen Straftaten zu Beweiszwecken gefilmt.

Wenig Sachschaden

Alarmierend sei, dass auffallend viele Jugendliche und Kinder unter den Chaoten gewesen seien, sagte Hansjakob Baumann, Einsatzleiter der Kantonspolizei Zürich, am Freitagabend vor den Medien. «Dass man einen Einsatz gegen Kinder leiten muss, ist schon bedenklich.» Der Anteil an Minderjährigen sei deutlich grösser gewesen als in anderen Jahren. Augenzeugen berichten von zwölfjährigen Steinewerfern.

Bis um 21.00 Uhr waren bei Schutz & Rettung drei Meldungen über verletzte Personen eingegangen. Über die Schwere und Art der Verletzungen konnte die Polizei noch keine detaillierten Angaben machen. Einsatzkräfte wurden nicht verletzt. Diverse Einsatzfahrzeuge wurden durch Stein- oder Flaschenwürfe beschädigt. Die Stadtpolizei ging davon aus, dass das Ausmass der entstandenen Sachschäden gering sein dürfte.

$$VIDEO$$(Video: Annette Hirschberg/Mathieu Gilliand, 20 Minuten Online)

Die Chronologie der Ausschreitungen

Zur Mittagszeit am 1. Mai hat die Polizei in Zürich Stellung bezogen. In den Seitengassen rund um den Helvetiaplatz und das Kanzleiareal stehen dutzende Polizisten in Kampfmontur für ihren Einsatz bereit. Rund 20 Fahrzeuge in Form von Kastenwagen und Wasserwerfer sind in Position gebracht. Die Stimmung vor Ort ist aber nach wie vor friedlich. Die Polizei markiert starke Präsenz, hält sich laut Augenzeugen aber im Hintergrund.

Vorgesorgt haben rund um die Langstrasse und den Helvetiaplatz auch zahlreiche Ladenbesitzer, die sich 1. Mai-tauglich gemacht und ihre Geschäfte verbarrikadiert haben. Auch Hausbewohner haben ihre Rolläden teilweise zugezogen.

Rund 400 Linksautonome

Die Stadtpolizei Zürich zählte im offiziellen Umzug rund 400 Personen, welche der linksautonomen Szene zuzuordnen sind, wie sie in einem Communiqué schreibt. Sowohl Stadt- als auch Kantonspolizei Zürich sind mit einem grösseren Aufgebot in der ganzen Innenstadt präsent und halten sich im Hintergrund auf.

$$VIDEO$$(Video: Joel Bedetti/Mathieu Gilliand, 20 Minuten Online)

Schwarzer Block setzt sich in Bewegung

Kurz vor 16 Uhr: Die Anspannung steigt. Soeben hat sich der Schwarze Block in Bewegung gesetzt und das Kanzleiareal verlassen. Die Polizei hat ihre Wasserwerfer an der Stauffacherstrasse in Stellung gebracht. Sirenengeheul ist rund um das Kanzleiareal zu hören. Die Polizei versucht zudem, die in schwarz gekleideten Demonstranten von den zahlreichen Schaulustigen zu trennen. Laut Augenzeugen laufen rund 200 Personen im Schwarzen Block mit.

Erste Wasserwerfer-Einsätze

Die Polizei reagiert mit Gummischrot und Wasserwerfern auf die ersten Flaschenwürfe aus dem Schwarzen Block. Sie versucht die Demonstranten vom Helvetiaplatz zurück auf das Kanzleiareal zu treiben. Die Demonstranten und die Polizei liefern sich derzeit das übliche Katz-und-Maus-Spiel.

Erste Verhaftungen

Die Stadtpolizei Zürich hat einen ersten mutmasslichen Steinewerfer an der Dienerstrasse verhaftet. Bei dem Verhafteten handelt es sich um einen Jugendlichen, wie Augenzeugen berichteten. Insgesamt wurden bis jetzt drei jüngere Männer verhaftet. Zwei wegen Brandstiftung, einer wegen Werfen von Gegenständen. Laut weiteren Angaben sollen sich auch Rechtsradikale unter die Menge gemischt haben. Marco Cortesi, Sprecher der Stadtpolizei Zürich, konnte dies bislang nicht bestätigen, wie er gegenüber 20 Minuten Online sagte. Laut Augenzeugen ist es auf der Brauerstrasse zu Schlägereien zweier Gruppen gekommen. Auf der Langstrasse haben Chaoten einen Abfallcontainer angezündet. Scherben liegen rund um den Helvetiaplatz auf den Strassen.

Verhaftungen durch Zivilfahnder

Nachdem sich die Situation kurzfristig beruhigt hat, stehen sich die Demonstranten und die Polizei gegen 16:30 Uhr an der Ecke Stauffacherstrasse/Langstrasse gegenüber. Es fliegen erneut Flaschen, es kommt immer wieder zu Gummischrot-Einsätzen durch die Polizei. Auf dem Helvetiaplatz ist es zu einer weiteren Verhaftung durch zivile Fahnder gekommen. Sie haben bei der Verhaftung kam ebenfalls Gummischrot und Pfefferspray eingesetzt. Die Polizei hat inzwischen das Kanzleiareal abgeriegelt. Grössere Sachbeschädigungen hat es laut Polizeisprecher Marco Cortesi bisher nicht gegeben. Rund um die Langstrasse versammeln sich zahlreiche Schaulustige.

Massiver Tränengaseinsatz

Mit einem massiven Tränengaseinsatz hat die Polizei auf die anhaltenden Flaschenwürfe geantwortet. Ihre Tränengaspetarden können die zahlreichen Leute zurückdrängen. Die Krawallmacher mischen sich immer wieder mit den Schaulustigen. Die Krawalle konzentrieren sich vor 17 Uhr auf den Abschnitt Langstrasse, Stauffacherstrasse und Hohlstrasse. Dort liefern sich Polizei und die Vermummten weiter Scharmützel. Zudem haben sich laut Augenzeugen Hooligans und Vermummte Schlägereien geliefert. Ob es sich um Rechtsradikale handelte, konnte die Polizei bislang nicht bestätigen. Die Scharmützel werden erneut von zahlreichen «Gaffern» und «Hobbyfotografen» verfolgt.

K4-Mitglieder unter den Chaoten?

Die Polizei geht seit rund 16 Uhr fast ununterbrochen mit Gummischrot gegen die Chaoten vor. Auch Tränengas kommt um 17:30 Uhr immer wieder zum Einsatz. Die Flaschen- und Knallpetardenwerfer sind allesamt äusserst jung. Laut Augenzeugen sollen sich unter ihnen auch Mitglieder der Gang K4 befinden. Die Gang geriet in die Schlagzeilen, als sie während einem Fussballspiel zwischen Basel und Zürich aus dem FCZ-Sektor Feuerwerkskörper in die Basler Zuschauerränge warfen. Die Strassenschlachten finden zwischen Langstrasse und Kaserne statt.

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Polizei säubert Strassen

Die Polizei macht ernst: Auf der Hohlstrasse zwischen Langstrasse und Ecke Müllerstrasse kommt es um 17:45 Uhr zu massiven Scharmützeln. Die Polizei reagiert mit massivem Einsatz von Wasserwerfer, Tränengas und Gummischrot auf die anhaltenden Scharmützel. Die Strassen werden so von der Polizei gesäubert. Die Kanonengasse wird gegen 18 Uhr ebenfalls mit Tränengaspetarden eingenebelt. Die Polizei duldet keine Schaulustigen mehr.

Die Strassen sind übersät mit Glasscherben, Gummischrot-Geschossen, angebrannten Containern, Zeitungen und Müll. Bei einer Baustelle wurde Bauholz in Brand gesetzt. Bisher verhaftete die Polizei rund ein Dutzend Personen. Die Lage ist aber nach wie vor unübersichtlich. Immer wieder kommt es an unterschiedlichen Orten rund um die Langstrasse zu Scharmützeln.

Beruhigung erst am Abend

Vereinzelt kommt es um 19 Uhr immer noch zu Zwischenfällen auf Zürichs Strassen. Flaschen fliegen noch auf der Stauffacherstrasse, die Polizei reagiert immer noch vereinzelt mit dem Einsatz von Gummischrot. Auch in Seitenstrassen gibt es noch kleinere Auseinandersetzungen. Die Langstrasse gleicht einem Schlachtfeld. Tränengas liegt in der Luft. Die Militär-Langstrasse ist nach wie vor gesperrt. In der Langstrassen-Unterführung brennen ebenfalls Container.

Die Polizei räumt weiter auf. Mit tränengasgefüllten Wasserwerfern werden die Chaoten Richtung Langstrassen-Unterführung zurück gedrängt. Die vermummten Krawallmacher flüchten immer wieder in die Seitenstrassen.

Um 19.30 Uhr beruhigt sich sich die Situation im Kreis 4 zusehends. Zur Zeit patrouillieren die Einsatzkräfte nach wie vor in der ganzen Stadt, um weitere Ausschreitungen zu verhindern.

(meg/job/mdr/ann/AP)

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