Polizei bestätigt eingeritzte Buchstaben

Aktualisiert

NeonazisPolizei bestätigt eingeritzte Buchstaben

Eine schwangere Brasilianerin wurde laut eigenen Angaben von drei Neonazis in Zürich Stettbach misshandelt. Jetzt nimmt die Polizei Stellung und bestätigt die Schilderungen der Frau in weiten Teilen. Zunächst schenkte man der Frau keinen Glauben. In Brasilien ist der Vorfall Thema Nummer 1.

Nach langem Warten hat sich die Polizei zum Fall der angeblichen Misshandlung einer brasilianischen Anwältin in Zürich geäussert. Kurz nach 19.30 Uhr hat sich gemäss der offiziellen Stellungnahme ein Mann telefonisch bei der Stadtpolizei Zürich gemeldet und Hilfe für eine Frau beim Bahnhof Stettbach angefordert. Vor Ort trafen die Polizisten auf eine 26-jährige Brasilianerin die oberflächliche Schnittwunden aufwies. Unter anderem waren an verschiedenen Körperteilen einzelne eingeritzte Buchstaben erkennbar.

Die Frau gab an, zuvor von drei unbekannten Männern überfallen, mit Fusstritten traktiert und mit einem Messer verletzt worden zu sein. Weiter erklärte sie, dass sie schwanger sei und nach der Tat in der nahe gelegenen Toilette beim Bahnhof Stettbach eine Fehlgeburt erlitten habe. Durch Schutz & Rettung Zürich wurde die Frau für weitere Abklärungen ins Spital gebracht. Am Tatort wurde eine umfassende Spurensicherung gemacht. Über medizinische Abklärungen könne derzeit keine Auskunft gegeben werden.

Damit bestätigt die Zürcher Polizei weitgehend Berichte aus brasilianischen Medien, die bereits im Laufe des Tages aufgetaucht waren. Gemäss Berichten des Opfers wurde sie von drei Neonazis erst an einen abgelegenen Ort gezerrt und festgehalten. Dann ritzten sie mit einem Messer die Haut an Bauch, Beinen und Armen der Frau ein. Die Schnitte waren nicht tief, die Frau erlitt aufgrund der Attacke aber einen schweren Schock.

Vater tadelt Polizeiarbeit

Der Vater des Opfers ist in Brasilien ein bekannter Parlamentssekretär. Gegenüber der Zeitung «O Globo» schildert er den Angriff: «Mit Fäusten und Fusskicken schlugen die Neonazis auf meine Tochter ein. Danach zerschnitten sie mit einer Gilette-Klinge ihren Körper und ritzten sogar das SVP-Emblem in die Haut.»

Weiter beklagt er sich über die Polizeiarbeit: «Die Polizei hat uns noch nicht informiert, meine Tochter wurde noch gar nicht verhört.» Sie stehe zwar unter Schock, sonst gehe es ihr den Umständen entsprechend gut.

Vitória Cleaver, Gerneralkonsulin des brasilianischen Konsulates in Zürich, bestätigt gegenüber 20 Minuten Online den Vorfall. Sie war nach der Attacke von der Familie der jungen Frau in Brasilien kontaktiert worden. Gemäss Cleaver war die 26-Jährige gerade mit ihrer Mutter am Telefon, als sie von den Neonazis angegriffen wurde. Einer der Angreifer habe im Nacken eine Hakenkreuz-Tattoo getragen.

Polizist verlangte schriftliche Anzeige

Gemäss Berichten fragte ein Angreifer die Frau, ob sie schwanger sei. Aus Angst um ihre Kinder verneinte sie dies aber. Auch Cleaver ärgert sich in brasilianischen Medien über die Polizeiarbeit: «Der Polizist bat das Opfer, die Anzeige schriftlich einzureichen.» In der Zeitung «Estado de São Paulo» wird die Leiterin des brasilianischen Generalkonsulats in Zürich dahingehend zitiert, wonach der zuständige Polizeidetektiv Zweifel an der Version der Brasilianerin geäussert habe. Bei der Befragung habe er vom mutmasslichen Opfer wissen wollen, ob es sich die Verletzungen selber zugefügt habe. Der Polizist habe der Frau gesagt, sie solle aufpassen, dass sie die Wahrheit sage. Sonst drohe ihr eine Anzeige. Gemäss Cleaver wurde die junge Frau nach der Attacke ins Unispital Zürich gebracht, habe aber mittlerweile wieder nach Hause zurückkehren können.

Sie wollte bald heiraten

Laut Medienberichten war die 26-Jährige im dritten Monat mit Zwillingen schwanger und wollte in nächster Zeit ihren Schweizer Freund heiraten. Durch die Neonazi-Attacke verlor sie ihre beiden ungeborenen Mädchen, schreibt «O Globo». Bilder, die in der brasilianischen Presse erschienen sind, zeigen die eingeritzte Haut, die die Buchstaben SVP zeigen.

Stadtpolizei bestätigt Vorfall

Die 26-jährige Brasilianerin arbeitet als Juristin bei einem dänischen Transportunternehmen in der Schweiz. Bei ihrem Arbeitgeber war niemand zu einer Stellungnahme zu erreichen.

Die Stadtpolizei Zürich ermittelt in allen Richtungen. Personen, die kurz nach 19:30 Uhr an der Dübendorfstrasse 447, beim Bahnhof Stettbach, in der Umgebung des Notausgangs verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben, werden gebeten, sich mit der Stadtpolizei Zürich, Tel. 0 444 117 117, in Verbindung zu setzen.

(ann/meg)

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