ErwischtSepp Blatter motzt über Zürich
Fifa-Präsident Sepp Blatter lästert im WM-Stadion in Kapstadt über Zürich: Die Stadt sei «langweilig, langweilig, langweilig».
Sie fährt Milliardengewinne ein – und zahlt kaum Steuern: die FIFA. Der Sitz in der Schweiz und die Rechtsform als Verein machen es möglich. Nur schon deshalb sollte Fifa-Präsident Sepp Blatter von der FIFA-Stadt Zürich begeistert sein. Die Realität sieht anders aus.
Im Eingangsbereich des WM-Stadions in Kapstadt lässt sich Blatter zitieren: «Leben ist Rhythmus und Rhythmus Leben. In Zürich gibt es nicht viel Rhythmus. Sie müssen wissen, Zürich ist im deutschsprachigen Teil der Schweiz und das heisst, es ist langweilig, langweilig langweilig.»
Entdeckt hat das Plakat die 20-Minuten-Online-Leserin Eliane: Sie ist gerade zurück aus Südafrika und entsetzt über Blatter. «Er macht seine eigenen Landsleute fertig, das finde ich höchst geschmacklos», so die 26-Jährige. Sie hat das Plakat bei einer Führung durch das neue WM-Stadion in Kapstadt entdeckt. Direkt neben dem Ticketschalter für die Rundtour durch das Stadion prangt das Plakat von Blatter an prominenter Stelle. «Ich war total baff, als ich es sah», so Eliane.
«Ich würde dies nie tun»
Die Zürcherin stört sich nicht daran, dass Blatter Zürich und die Deutschschweiz langweilig findet. «Er darf seine Meinung haben, aber als einer der bekanntesten Schweizer muss er sie nicht auch noch öffentlich verkünden», so die Zürcherin zu 20 Minuten Online. Das werfe ein äusserst schlechtes Licht auf die Schweiz. «Ich würde dies jedenfalls nie tun an seiner Stelle.» Vielleicht hat Sepp Blatter auch einfach die Lust an Zürich verloren.
Bereits Ende Januar sagte er, dass der Fifa-Hauptsitz in Zürich gefährdet sei. Die Limmatstadt geniesse zu wenig Prestige und sei «gewissen Leuten» einfach zu klein. Stadtpräsidentin Corine Mauch verdeutlichte damals die Bedeutung des Fifa-Hauptsitzes für die Schweiz und Zürich wie folgt: «Herr Blatter und die Fifa tragen den Namen Zürichs in die Welt hinaus und machen unbezahlbare Werbung für unsere Stadt.» Das scheint im aktuellen Fall nicht ganz im Interesse der Staatspräsidentin gewesen zu sein.
Stadion ist trotzdem ein «Schmuckstück»
Trotz des unerfreulichen Empfangs durch Sepp Blatter und seines «geschmacklosen Kommentars» lohne sich der Besuch des rund 68 000 Zuschauer fassenden Cape Town Stadium allemal, sagt Eliane. Man habe Einblick in die Umkleidekabinen gehabt, die Duschen, das Stadion-interne Gefängnis, den Vip-Bereich (siehe Bildstrecke). «Das Stadion ist ein Schmuckstück und sticht richtig aus der Stadt heraus.»
Südafrika wird im Sommer für drei Wochen zum Nabel der Welt. Im Stadion in Kapstadt finden acht WM-Spiele statt, darunter auch eine der Halbfinal-Partien. Eine Menge Leute werden während dieser Zeit am Eingang und dem Plakat von Blatter vorbei ins Stadion ziehen.
Sepp Blatter und die Fifa haben sich noch nicht zum Plakat in Kapstadt geäussert. Die Anfrage von 20 Minuten Online blieb bisher unbeantwortet.
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