Bluttat von OberriedenTrotz Tötung - Fabienne Z. ist unschuldig
Mit 22 Jahren erschoss Fabienne Z. ihren Vater. Nun hat sie das Bezirksgericht Horgen vom Vorwurf der vorsätzlichen Tötung freigesprochen. Staatsanwalt Manuel Kehrli prüft einen Weiterzug.

Die Angeklagte (rechts) mit ihrer Anwältin Karen Schobloch.
In Todesangst hatte sie ihren Vater erschossen. Nun hat das Bezirksgericht Horgen die 24-jährige Frau am Donnerstagmorgen vom Vorwurf der vorsätzlichen Tötung freigesprochen. Die junge Frau erhält 7585 Franken Schadenersatz und 23 000 Franken Genugtuung. Die eingezogene Tatwaffe bleibt beschlagnahmt.
Das Gericht entschied, dass Fabienne Z. in einem entschuldbaren Notwehrexzess oder gar in reiner Notwehr handelte und darum von der Anklage freizusprechen sei. Es folgte damit den Argumenten der Verteidigerin von Fabienne Z. Diese hatte argumentiert, dass Fabienne keine andere Möglichkeit hatte, sich gegen den auf sie zustürmenden Vater zu wehren und ausserdem in einem Zustand höchster Erregung war.
Staatsanwalt prüft Weiterzug
Staatsanwalt Manuel Kehrli hingegen forderte eine Bestrafung von sieben Jahren. Fabienne habe die Waffe schon gezückt gehabt, als der Vater wieder ins Zimmer kam und habe damit den zweiten Angriff provoziert. Hätte sie sich anders gewehrt, wäre es nicht zur Tötung gekommen. Auch er gestand der Beschuldigten damit Notwehr zu, sie habe aber die Grenzen der Verhältnismässigkeit überschritten.
Kehrli wird sicherlich Berufung anmelden, um die ausführliche Urteilsbegründung zu erhalten. «Sobald ich über diese verfüge, entscheide ich, ob ich den Fall an die nächste Instanz weiterziehe», sagte Kehrli nach der Urteilsverkündung.
Fabienne Z. erleichtert und etwas ungläubig
Fabienne Z. selbst zeigte sich sehr erleichtert über den Freispruch und warf sich nach der Verhandllung vor Freude ihrem Freund an den Hals. «Sie war zunächst ungläubig, dass es wirklich so gekommen ist, wie sie inständig gehofft hat», sagte ihre Anwältin Karen Schobloch.
Die Angeklagte sagte am Dienstag zu Beginn des Prozesses, sie habe damals in Todesangst mit ihrem Revolver auf ihren tyrannischen Vater geschossen, der in ihrem Zimmer wütend auf sie zugerannt sei. Er habe «Ich bringe dich um» geschrien. Ein einziger Schlag reiche dazu aus, habe der 150 Kilogramm schwere Kampfsportler gesagt.
Tyrannisches Familienoberhaupt
Das Familienoberhaupt sei immer wieder ausgerastet, wenn es alkoholisiert nach Hause gekommen sei, erzählte sie weiter. In früheren Fällen sei sie jeweils aus der Wohnung geflüchtet. Am 1. Oktober 2009 sei ihr das nicht möglich gewesen.
Die Waffe hatte sich die junge Frau fünf Monate vor der Tat legal gekauft, nachdem sie Opfer eines Überfalls geworden war.
Mit Material von SDA