Horror StrassenstrichWie Sklavinnen gehalten und ausgenutzt
Der Prozess gegen die ungarischen Zuhälter gibt Einblick in die Abgründe des Strassenstrichs. Pikante Details offenbaren, wie gnadenlos das System rund um den billigen Sex ist.

Über Preise und Arbeitszeiten der Frauen bestimmen die Zuhälter und knöpfen ihnen alles Geld ab.
Der Strassenstrich am Zürcher Sihlquai ist fest in den Händen von ungarischen Roma. Der grosse Prozess diese Woche hat Einblick in die Abgründe des ungarischen Zuhälterwesens gegeben.
Die Organisation verläuft immer ähnlich. Die Frauen für den Strassenstrich werden mehrheitlich in ungarischen Roma-Clans angeworben. Die Mädchen sind oft um die 20, manche gar minderjährig und haben kaum Schulbildung. In einer Notlage - oft ohne Geld, Unterkunft und Job - entscheiden sie sich Prostituierte zu werden.
Bevorzugt werden kindliche oder grossbusige Frauen
Auch bei den 15 Opfern im Prozess konnten die meisten Frauen von ihrem kargen Einkommen nicht einmal das Essen bezahlen. Auf den guten Verdienst in der Schweiz waren zudem nicht nur die Frauen, sondern auch deren Familienmitglieder oder auch Kinder angewiesen. So kommt es vor, dass Eltern oder Verwandte die junge Frau an Zuhälter verkaufen, wie es beim Prozess in einem Fall belegt werden konnte.
Auf der Bestellliste der Zuhälter stehen vor allem zwei Typen: «Zum einen kindlich wirkende, kleine, zierliche, zum anderen eher korpulente und vollbusige Frauen», sagte Staatsanwältin Silvia Steiner in ihrem Plädoyer an der Gerichtsverhandlung. Für einen Teil dieser Frauen ist Prostitution etwas Neues. Andere haben schon Erfahrung. Eines haben diese Frauen aber laut Steiner gemeinsam: «Das erste Mal reisen sie ungern allein in die Fremde und meinen, sie seien auf die Hilfe von Landsleuten angewiesen.»
Bis zu fünf Frauen arbeiten für einen Zuhälter
Die ungarischen Zuhälter verfügen in der Schweiz in der Regel über eine Unterkunft, kennen sich bereits in Zürich aus und sprechen auch etwas Deutsch. Ihre Rolle ist klar definiert. «Sie kontrollieren die Frauen, bestimmen über ihre Arbeit und ziehen das Geld ein», so Steiner. In der Regel lassen sie zwei bis drei höchstens aber fünf Frauen gleichzeitig für sich arbeiten. Mehr können sie nicht kontrollieren.
Manchmal pflegen sie sexuelle Kontakte zu allen Frauen, oft sind sie aber mit einer enger liiert. «Dies schliesst allerdings nicht aus, dass sie zu Hause auch Ehefrau und Kinder haben», sagte Steiner.
Mit Gewalt den schlechen Ruf untermalen
Um als stark, potent und mächtig zu gelten, behandelt ein Zuhälter seine Sex-Partnerin oft schlecht und schlägt sie. So hat der 41-jährige Angeklagte Balint (Name geändert) eine Frau laut Anklageschrift systematisch gefoltert, gequält und misshandelt. Dazu gehört, dass er einmal versuchte, ihre Scheide mit Javel-Wasser zu verätzen, sie mit Messern stach, sie ständig heftig schlug und trat und zum Teil auch würgte.
«So entsteht bei seinen Frauen der Eindruck, er sei zu allem fähig und man zeugt ihm uneingeschränkten Gehorsam», erklärt Steiner. Der Ruf des Zuhälters im Milieu sei wichtig für seine Autorität. «Er muss Gewaltbereitschaft, sexuelle Potenz und Rücksichtslosigkeit umfassen», so Steiner.
Mehr Potenz durch vergrösserte Penisse
Mit Einspritzen von Substanzen oder Implantieren von Kugeln oder Stäben im Penis versuchen die Zuhälter darum auch ihre vermeintliche Potenz zu steigern. Balint und sein Cousin Tamás (Name geändert) haben ihr Geschlechtsteil auf diese Art aufgeblasen. So soll Balint Porzellan-Kugeln implantiert haben, während Tamás seinen Penis mit Einspritzen von Vaseline auf sechs Zentimeter Durchmesser «wachsen» liess. Die Gerüchte darüber sollen den Respekt des Zuhälters im Milieu fördern.
Freier abzulehnen ist verboten
Die Frauen kommen oft unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die Schweiz. Sind sie erst einmal hier, ist ihr Schicksal für die nächsten Wochen oder Monate besiegelt. Sie werden sie von Kolleginnen kurz in die Arbeit eingeführt und stehen oft schon am Ankunftstag auf dem Strich. «Meist schlafen sie in der Loge des Zuhälters und dieser bestimmt, wie lange sie zu arbeiten haben», sagte Steiner. So mussten Balints Frauen von sieben Uhr abends bis morgens um fünf am Sihlquai zu stehen. Freier abzulehnen war verboten.
Weigerte sich eine Frau unter diesen Bedingungen am Strassenstrich zu stehen, schreckten die Zuhälter auch nicht davor zurück, die Verwandten in der Heimat zu bedrohen.
Die Einnahmen werden verzockt
Dabei gehen die Einnahmen der sich prostituierenden Frauen vollständig an den Zuhälter. Dafür geben sie unzählige Gründe an: Es diene der Sicherheit, die Frauen müssten die Reise- und Wohnkosten bezahlen oder das Geld werde nach Hause zu ihren Verwandten geschickt. Klar ist aber in all den vor Gericht verhandelten Fällen: Das Geld behalten die Zuhälter immer für sich, geben es für Schmuck und Drogen oder beim Glückspiel aus. Ein Teil der bis zu 2000 Franken, die die Frauen täglich verdienen, wird der Familie nach Hause geschickt.
Die Zuhälter nehmen den Frauen auch alles Geld ab, um die Kontrolle über sie zu bewahren. Damit wird den Frauen die einzige Möglichkeit genommen, der Gewalt der Zuhälter zu entkommen. Sie bleiben ihnen ausgeliefert.
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