Zürcher Polizist hat Video gelöscht

Aktualisiert

Prügel an StreetparadeZürcher Polizist hat Video gelöscht

Nach einer internen Befragung hat ein Polizist der Zürcher Stadtpolizei zugegeben, ein Beweisvideo gelöscht zu haben. Konsequenzen hat das für ihn aber kaum.

von
Ronny Nicolussi
«Der Polizist hätte das Video niemals löschen dürfen», sagt Marco Cortesi, Sprecher der Stadtpolizei Zürich. (Symbolbild)

«Der Polizist hätte das Video niemals löschen dürfen», sagt Marco Cortesi, Sprecher der Stadtpolizei Zürich. (Symbolbild)

Erst wird ein 21-jähriger Raver an der Street Parade von der Polizei hart rangenommen, dann vernichtet ein Polizist Beweise, die einen mutmasslichen Machtmissbrauch dokumentiert hätten. Die Stadtpolizei Zürich ist in Erklärungsnotstand. Sprecher Marco Cortesi sagt auf Anfrage von 20 Minuten Online: «Es ist ein Fehler passiert, der nicht hätte passieren dürfen.»

Konkret meint Cortesi den Vorfall, der sich am Samstagabend an der Ecke General-Guisan-Quai/Breitingerstrasse ereignet hat. Ein Leserreporter von 20 Minuten Online filmt mit seinem Handy, wie eine Gruppe Polizisten an der Street Parade mit «massiver Gewalt» gegen einen Mann vorgeht, der bereits gefesselt auf dem Boden liegt. Daraufhin nimmt ihm die Polizei das Handy weg und löscht das Video. «Der Polizist hätte das niemals tun dürfen», weiss Cortesi, «überall wo ich Vorträge halte, erinnere ich die jungen Polizisten immer daran, dass ein solches Vorgehen nicht toleriert wird.»

«Nicht mehr cool reagiert»

Die Stadtpolizei hat nach dem Artikel von 20 Minuten Online, der den Vorfall beschrieb, sofort eine interne Befragung bei sämtlichen involvierten Beamten gestartet. Der beschuldigte Polizist habe daraufhin zugegeben, das Video gelöscht zu haben. «Er sagte, er sei auf 100 gewesen und habe nicht mehr cool reagieren können», erzählt Cortesi. Als Konsequenz muss er nun bei seinem Vorgesetzten antraben. «Es gibt ein Führungsgespräch und einen Eintrag in seine Akte», so Cortesi.

Disziplinarische Massnahmen sind hingegen nicht vorgesehen, obwohl der Polizist mutmassliche Beweisaufnahmen vernichtet hat. Denn laut Leserreporter ist auf dem Video zu sehen, wie zwei Polizisten auf den gefesselten Mann einschlagen, während ihn drei andere am Boden fixieren. Dies will die Stadtpolizei jedoch nicht bestätigen. «So etwas würden wir nie akzeptieren», sagt Cortesi. Aus Befragungen und Protokollen gehe viel mehr hervor, dass sich der Mann - ein muskulöser Hüne - lange mit Gewalt gegen die Verhaftung gewehrt habe. Der Verhaftete mache der Polizei denn auch keine Vorwürfe, sagt der Polizeisprecher. «Er hat ausgesagt, er habe zu viel getrunken, sei aggressiv gewesen und habe übertrieben reagiert.»

Ans Polizeiauto gepinkelt

Doch weshalb hatte ihn die Polizei überhaupt verhaftet? Laut Cortesi hat der 21-Jährige in betrunkenem Zustand an ein Polizeiauto gepinkelt. Und weil er sich anschliessend renitent verhalten habe, sei es gut vorstellbar, dass die Polizisten ihn «nicht gerade mit den Samthandschuhen» angefasst hätten. Der Leserreporter, der die Verhaftung gefilmt hatte, bleibt derweil bei seiner Aussage; die Polizisten hätten auf den Mann eingeprügelt, als dieser längst fixiert am Boden lag.

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