«Jetzt habe ich erreicht, was ich wollte»

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Fabian Cancellara«Jetzt habe ich erreicht, was ich wollte»

Sternstunde für Fabian Cancellara: Der Berner Topfavorit gewinnt das olympische Zeitfahren und holt in Peking hochverdient die erste Goldmedaille für die Schweiz.

Der 27-jährige Cancellara siegte in der 47,3 km langen Prüfung gegen die Uhr mit 33 Sekunden Vorsprung vor dem überraschenden Schweden Gustav Erik Larsson. Bronze holte der Amerikaner Levi Leipheimer, der eine Minute und zehn Sekunden auf den überragenden Schweizer einbüsste.

Cancellara schuf die entscheidende Differenz im Finale, in dem er seine Konkurrenz in Grund und Boden fuhr. Bei der ersten Zwischenzeit nach 10,8 km war der Berner nur Dritter mit bloss zwei Sekunden Vorsprung auf den zu jenem Zeitpunkt viertklassierten Leipheimer. Nach halbem Pensum lag Cancellara scheinbar uneinholbar in Führung 16 Sekunden vor dem Spanier Alberto Contador, der sich schliesslich mit dem vierten Platz begnügen musste. Der Sieger der Tour de France 2007 verpasste Bronze um acht Sekunden.

Die dritte und letzte Zwischenzeit passierte Cancellara jedoch mit sechs Sekunden Rückstand hinter seinem CSC-Teamkollegen Larsson. Auf jenem Streckenteil, auf dem er am Samstag schon den Grundstein zu Bronze im Strassenrennen gelegt hatte, holte der Schweizer aber zum grossen Gegenschlag aus. Fast 40 Sekunden nahm Cancellara auf den letzte 12,6 km seinem Rivalen Larsson ab und holte den grössten Sieg in seiner ohnehin schon sehr erfolgreichen Karriere.

Grösster Sieg der Karriere

Zweimal war Cancellara schon Weltmeister im Zeitfahren geworden, drei Etappensiege und neun Tage im Leadertrikot der Tour de France zieren weiter sein Palmares. Überdies gewann er mit Mailand-Sanremo (2008) und Paris-Roubaix (2006) zwei der bedeutendsten Eintagesrennen.

Diesen Sommer fuhr er sich als Helfer in der Tour de France für sein wichtigstes Rennen des Jahres ein. Überaus ambitioniert reiste Cancellara unmittelbar nach der Ankunft in Paris nach Osten - mit der Einstellung, dass ein zweiter Platz schon eine Niederlage wäre.

Am Ziel seiner Träume

«Jetzt habe ich erreicht, was ich wollte», sagte Cancellara nach dem Rennen. «Gold ist das Grösste in einem Sportlerleben.» Als er bemerkte, dass er sechs Sekunden Rückstand hatte, «musste ich nochmals alles geben, was ich drauf hatte.» Im Training vom Dienstag habe er gespürt, dass er sich vom Strassenrennen gut erholt habe, sagte Cancellara weiter: «Ich wusste, dass nach Bronze Gold möglich sein würde.» Auf dem Velo sei er schon alleine, aber hinter dem Erfolg stünde ein ganzes Team, widmete der Olympiasieger auch seinem Umfeld ein Kränzchen.

Der Deutsche Stefan Schumacher, der im Vorfeld der Olympischen Spiele als schärfster Rivale von Cancellara eingestuft worden war, kam mit den äusseren Bedingungen erneut nicht zurecht. Der Sieger der beiden Zeitfahren der Tour de France wurde vom anderthalb Minuten später gestarteten Schweizer schon früh eingeholt. Schumacher schaffte es erneut nicht, aus der schlechten Luft genügend Sauerstoff zu bekommen.

Olympisches Zeifahren, 47,3 km:

Schlussklassement im Ziel:

1. Fabian Cancellara (SUI) 1.02:11.43

2. Gustav Larsson (SWE) + 0,33'

3. Levi Leipheimer (USA) + 1,09'

Letzte Zwischenzeit nach 34,6 km:

1. Gustav Larsson (SWE) 49:52.82

2. Fabian Cancellara (SUI) + 6,23

3. Alberto Contador (ESP) + 20,57

Zweite Zwischenzeit nach 23,5 km:

1. Fabian Cancellara (SUI) 30:37.50

2. Alberto Contador (ESP) + 15,32

3. Gustav Larsson (SWE) + 25,87

Erste Zwischenzeit nach 10,8 km:

1. Alberto Contador (ESP) 17:49.53

2. Gustav Larsson (SWE) + 17,82

3. Fabian Cancellara (SUI) + 28,88 (si)

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