Simis Bindung unter VerdachtRaubt dieser Zapfen Ammann die Goldmedaille?
Ein neuartiger Bindungszapfen soll Simon Ammann bei seinen Goldsprüngen auf der Normalschanze bevorteilt haben. Das behaupten jedenfalls die Österreicher. ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointner glaubt, dass Ammanns Tüfteleien nicht regelkonform sind und fordert eine Untersuchung.

Zapfen-Vergleich: Links die Bindung von Simon Ammann, rechts die von Gregor Schlierenzauer.
Ein Bindungszapfen bewegt die Skisprung-Welt. Der österreichische Skiverband hat fünf Tage nach Ammanns Flug zu Olympiagold die Frage aufgeworfen, ob im wichtigsten Wettkampf des Jahres auch alles mit rechten Dingen zu- und hergegangen ist. ÖSV-Cheftrainer Alexander Pointer wirft Ammann indirekt vor, sich zu Gold geschummelt zu haben.
Ein neuartiger Bindungszapfen soll Ammann den entscheidenden Vorteil gebracht haben. Der Schweizer könne durch den gebogenen Zapfen, der Ski und Schuh an der Ferse verbindet, nach dem Absprung extremer nach vorne springen und komme so schneller in sein stabiles Flugsystem, glaubt auch der österreichische Spitzenspringer Wolfgang Loitzl. «Wie er zurzeit springt, würde ich sagen, dass es für ihn ein Vorteil ist.»
Ammanns Material soll überprüft werden
Unterstützung erhalten die Österreicher von ihrem Landsmann Werner Schuster, der zurzeit die deutschen Adler trainiert. «Ammann hat eine Veränderung an der Bindung vorgenommen, die ihm definitiv hilft.» Nur ein Topspringer wie Ammann könne so etwas umsetzen. «Es interessiert mich auch, ob das legal ist.»
Die Österreicher haben den Internationalen Skiverband nämlich aufgefordert, das Material von Ammann auf dessen Legalität zu überprüfen. «Wir wollen, dass die FIS das Sprunggerät des Schweizers und dessen Zulassung für die weitere Zukunft prüft», forderte Pointner gemäss dem «Standard». Amman setzt die Bindung seit dem Weltcup-Springen in Klingenthal am 3. Februar ein. Prompt gewann er auch dieses Springen.
«Ammanns Leistung soll nicht geschmälert werden»
«Die Österreicher haben uns wegen dieser Angelegenheit kontaktiert. Sie haben gesagt, dass sie mit der Sache in Kürze auch schriftlich an die Jury und die Öffentlichkeit gehen wollen», sagte Skisprung-Chef Walter Hofer. «Die Entscheidung über den Sachverhalt liegt dann bei der Jury. Bis zum heutigen Tag gab es am Material keine Beanstandungen.»
Die Österreicher gehen bei ihrem indirekten Betrugsvorwurf äusserst vorsichtig vor und betonen bei jeder Gelegenheit, es solle weder einen Protest geben noch solle die Leistung von Ammann geschmälert werden. «Natürlich ist es keine Lappalie. Aber es geht um die Zukunft und nicht um die Vergangenheit», stellt Cheftrainer Pointner klar. «Die Frage ist: Gibt es eine Zulassung? Gibt es ein Protokoll dazu? Entspricht die Bindung der Internationalen Wettkampfordnung?»
Erbt Malysz den Olympiasieg?
Sollte die Bindung von Ammann bei einer allfälligen Überprüfung als regelkonform durchgehen, geht der Toggenburger, der auch auf der Grossschanze im Training überzeugte, am Samstag wieder auf Goldjagd. Ist der Bindungszapfen aber regelwidrig, dann muss Ammann nachträglich disqualifiziert werden. Seine Goldmedaille ginge dann an den Polen Adam Malysz.