Seleção glücklich - Gastgeber-Penalty-Drama

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Favorit mit SchreckenSeleção glücklich - Gastgeber-Penalty-Drama

Brasilien steht im Olympia-Halbfinal. Für den 3:2-Erfolg gegen Honduras hatte die «Seleção» zu leiden. Zweimal lag der Favorit zurück - und dies obwohl der Aussenseiter 60 Minuten in Unterzahl agierte.

Brasilien steht im Olympia-Halbfinal. Für den 3:2-Erfolg gegen Honduras hatte die «Seleção» zu leiden. Zweimal lag der Favorit zurück. Im Halbfinal treffen die Brasilianer auf Südkorea, das Grossbritannien in einem Penaltydrama mit 5:4 besiegte. Mexiko (4:2 n.V gegen Senegal) überstand den Cut ebenso und trifft auf Japan (3:0 gegen Ägypten).

Die statistischen Werte der brasilianischen Offensive beeindrucken. Zwölf Treffer hat der Gold-Kandidat in vier Partien ohne Verlustpunkt markiert. Trotz der geballten Angriffskraft gerieten nach Spanien (0:1) aber auch Neymar und Co. gegen den krassen Aussenseiter Honduras in Bedrängnis; selbst der frühe Ausschluss gegen den Honduraner Crisanto (Gelb-Rot/33.) erleichterte die Aufgabe nicht. Zweimal führte der Fussball-Zwerg sogar. Neymar per Foulpenalty und Doppeltorschütze Leandro Damiao ersparten dem Rekord-Weltmeister eine beispiellose Blamage.

Noch nie bei Olympia gesiegt

Fünf WM-Titel hat Brasilien gewonnen. Nur an Olympischen Spielen stand die «Seleção» noch nie zuoberst auf dem Podium. 2008 scheiterten die Südamerikaner im Halbfinal an Messi und Argentinien. 24 Monate vor der WM im eigenen Land ist die Konstellation wohl günstiger denn je, das von Nationalcoach Mano Menezes zur Chefsache erklärte Olympia-Projekt erfolgreich abzuschliessen. Die Weltnummer 1 Spanien ist abgestürzt, und keiner der übrigen Herausforderer ist nur annähernd so gut besetzt.

Stoppen kann sich das Ensemble mit Stars von Real, Santos, Inter, Milan oder ManU eigentlich nur selber. Wohin die Tendenz zum spielerischen Leichtsinn führen könnte, erlebten die Dribbel-Künstler gegen Honduras.

Spektakel im Wembley

Mexiko, in der ersten Turnierphase Konkurrent der Schweiz (1:0), greift nach einer Medaille. «El Tri» verspielte gegen Senegal zwar eine 2:0-Führung - Maccabis Topskorer Konaté (5 Tore) und Baldé glichen aus -, besiegten die Afrikaner aber in der Verlängerung 4:2.

In der Overtime der spektakulären Partie im «Wembley» rückte Giovani dos Santos in den Mittelpunkt. Der 23-Jährige führte den Favoriten mit seinem kursweisenden 3:2 in der 98. Minute in die Runde der letzten vier. Die hochbegabte Nummer 10 der Zentralamerikaner hat schwierige Monate und Jahre hinter sich. Er galt lange als der kommende Superstar Mexikos. Im Frühling 2008 hatte Dos Santos bei «Barça» in der Champions League debütiert. Später folgte der teure Transfer zu Tottenham, wo er aber bis heute nicht Fuss gefasst hat. Immer wieder traten die Spurs den Hochbegabten leihweise ab - zuletzt Santander.

Im Frust setzte er nach dem Saisonende während Wochen mit dem Training aus und genoss in den Ferien trotz Olympia-Aufgebot vorwiegend die kulinarischen Vorzüge. Mexikos Coach Tena goutierte überhaupt nicht, dass der Regisseur übergewichtig ins Trainingscamp einrückte. Zur Strafe gehörte der mexikanische Publikumsliebling in der Gruppenphase zweimal nicht zur Startformation.

Japans 3:0 gegen dezimierte Ägypter

Mexikos Halbfinal-Kontrahent Japan ist ebenfalls erstmals seit 1968 ist Japan wieder unter die Top 4 der Sommerspiele vorgestossen. Im «Old Trafford» besiegten die Asiaten vor über 70'000 Zuschauern Ägypten 3:0. Zupass kam ihnen dabei, dass die Nordafrikaner während 50 Minuten in Unterzahl spielten - Verteidiger Saad hatte zur «Notbremse» gegriffen.

Nach dem frühen 0:1 (14.) lehnte sich das vom ehemaligen Xamax-Libero Hany Ramzy gecoachte Team allerdings bis zur letzten Viertelstunde vehehement auf. Erst nach den Kopfballtreffern von Yoshida (78.) und Otsu (83.) war das Out für die entkräfteten Ägypter endgültig nicht mehr abzuwenden. Keine zentrale Rolle spielte für einmal der künftige FCB-Stürmer Mohamed Salah. Ramzy ersetzte den zweitbesten Skorer der Vorrunde (drei Treffer) nach 58 Minuten bereits.

Japan hat mit der Halbfinal-Qualifikation seinen eigentlichen Coup des Turniers bestätigt: «Nippon» leitete am ersten Spieltag mit einem 1:0-Sieg den Untergang Spaniens ein. Der AFC-Vertreter setzt in Grossbritannien die guten Auftritte der Ausscheidungs-Kampagne fort: Das Olympia-Ticket sicherte sich Japan mit fünf Siegen in sechs Partien. Noch immer hat die Equipe kein Gegentor hinnehmen müssen. Damit wandelt es in den goldenen Spuren von Argentinien - die Gauchos gewannen 2004 als einzige Mannschaft der OS-Geschichte mit einer makellosen Defensivbilanz Gold. (si)

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