Read me«Captain America» in Guantánamo
Elf Jahre sitzen manche Gefangene bereits in Guantánamo. Ein Mittel, sich die Zeit zu vertreiben, sind Bücher. Doch was darf ein «Staatsfeind» überhaupt lesen – und was gefällt ihm?
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Was dürfen die Häftlinge in Guantánamo lesen? Ein US-Reporter gibt die Antwort.
Die Feder ist mächtiger als das Schwert, heisst es. Entsprechend vorsichtig sind die Behörden bei der Auswahl der Literatur für Gefängnisbibliotheken. Was für Bücher dürfen eigentlich die Guantanomo-Häftlinge lesen?, fragte sich der renommierte US-Reporter und Pulitzerpreisträger Charlie Savage und begann zu recherchieren. In seinem Fotoblog gibt er die Antwort.
Die im Lager festgehaltenen feindlichen Kämpfer dürfen demnach den Comic «Captain America» lesen. Ausserdem wird den Männern die Lektüre der Schnulzenautorin Danielle Steele ans Herz gelegt, die sich mit Bestsellern wie «Der Kuss» oder «Herzstürme» einen Namen gemacht hat. Auch die vollständige Harry-Potter-Reihe steht im Angebot, das Newsportal «Open Culture» vermutet, dass «Der Gefangene von Azkaban» der beliebteste Band sei. Und schliesslich fällt noch das Sachbuch «The Anxiety & Phobia Workbook» ins Auge, das Wege aus Angstzuständen aufzeigt.
Natürlich gibt es auch ernsthaftere Literatur in der Gefängnisbibliothek. Unter den rund 3500 genehmigten Büchern der Bibliothek sind auch Werke von Gabriel Garcia Marquez, C.S. Lewis, Tolkien oder Charles Dickens zu finden. Doch die Gefangenen dürfen nicht einfach durch die Regale schlendern, in den Büchern schmökern und so etwas Neues entdecken. Sie müssen ihre Lektüre bestellen. Und das wiederum bedeutet, dass sie sich etwas darunter vorstellen müssen.
Dass weltbekannte Bücher wie die Krimis von Agatha Christie, die «Lord of the Rings»- und die «Harry Potter»-Reihen zu den beliebtesten Titeln in Guantánamo gehören, ist daher nicht erstaunlich. Und dass das Selbsthilfebuch «Sei nicht traurig» ebenfalls zu den meistgelesenen gehört, stimmt einen traurig.