Missstände in Polizeiakademie«Endlich erfährt die Bevölkerung, was abgeht»
Die Akademie der Berliner Polizei kommt nicht aus den Negativschlagzeilen. Nun packt ein Insider aus.
Gleich mehrmals hat die Berliner Polizeiakademie in letzter Zeit Schlagzeilen gemacht: Anfang November beklagte sich ein Ausbildner über Gewalttätigkeit und Faulheit von Polizeischülern mit Migrationshintergrund. Nur wenige Tage später stahl eine Praktikantin vertrauliche Unterlagen, darunter Fahndungsbilder arabischer Verdächtiger.
Gegenüber Focus online spricht ein Insider über die Zustände. Alexander F. hat laut dem Nachrichtenportal seine Ausbildung vor zehn Jahren gemacht und arbeitet heute als Polizist in Berlin. Er sagt, sein Wissen über die heutigen Zustände an der Polizeiakademie stamme zum Grossteil von Praktikanten oder frisch Ausgelernten.
«Brennen für den Beruf» fehlt
«Endlich erfährt die Bevölkerung mal, was da abgeht», sagt er im Interview. Die Berliner Polizei versuche, die Vorfälle schönzureden: «Es löste bei mir ein derartiges Kopfschütteln aus, dass ich Nackenschmerzen bekam», so der Beamte.
Er sieht fachliche Defizite bei den jungen Polizisten: Praktisches, aber auch theoretisches Wissen sei heute weniger vorhanden, so der Polizist. «Das kleine Einmaleins, was man im täglichen Dienst draussen unbedingt braucht, kommt viel zu kurz.»
Das «Brennen für den Beruf» fehle ihm bei den Jungen, sagt F. «Ich wollte damals jeden Verbrecher fangen und jedem eine Ordnungswidrigkeiten-Anzeige schreiben, der beim Autofahren nicht angeschnallt war.»
«Ghettoslang» unter jungen Polizisten
Ein weiterer Vorwurf lautet, kriminelle arabische Clans würden die Polizei unterwandern. «Ich kann diese Aussagen nicht verneinen», so F. Es würden Personen eingestellt, die in der Vergangenheit wegen kleinerer Delikte aufgefallen seien. «Dass sich davon auch einige Personen in kriminellen Kreisen bewegen, ist kein Geheimnis.»
Der Anteil an Berliner Polizeischülern mit Migrationshintergrund ist stark gestiegen und beträgt mittlerweile rund 30 Prozent. F.: «Berlin ist nun mal multikulti.» Es sei aber nicht in Ordnung, Schüler aufzunehmen, die sich nicht richtig artikulieren könnten oder wollten. Auf den Gängen der Akademie höre man einen «‹Ghettoslang›, leider zum Grossteil von jungen, türkischen oder arabischen Menschen», sagt der Polizist.
Rassismusvorwürfe seien hier fehl am Platz: «Anderen Schülern mit Migrationshintergrund fällt das ebenfalls auf. Sie sprechen an der Polizeiakademie auch nicht mit ihren Landsleuten Polnisch oder Russisch.»
«Personen, die es sonst nie zur Polizei geschafft hätten»
Das Auswahlverfahren ist seit 2010 gleich geblieben, es werden aber mehr Leute angestellt. «Es werden Personen genommen, die es sonst nie zur Polizei geschafft hätten», kritisiert F. Alles werde versucht, um die geforderten Einstellungszahlen zu erreichen. «Bewerbungsfristen werden immer wieder verlängert, oder es wird weggeschaut, wenn die Leute beim Einstellungstest schummeln.» Es herrsche eine «Es wird schon alles gut»-Mentalität, die aufhören müsse.