Opfer spricht«Er lächelte, während er auf mich schoss»
Die 20-jährige Bianca de Kock hat den Angriff des Amokläufers von Santa Barbara überlebt. Den Anblick des rachsüchtigen Elliot Rodger wird sie wohl nie vergessen.
Vor genau einer Woche wurde Bianca de Kock von Elliot Rodger angeschossen. Der 22-jährige Student hatte in der kalifornischen Universitätsstadt Isla Vista bei Santa Barbara sechs Menschen getötet, weil er sich von Mädchen zurückgewiesen und einsam fühlte. De Kock ist eine der sieben Opfer, die die Amokfahrt überlebte. Nun hat sich die 20-Jährige erstmals zu Wort gemeldet.
Gegenüber der TV-Sender «ABC News» schildert die junge Frau den Angriff. Sie sei in dem Augenblick mit zwei Kommilitoninnen unterwegs zu einem Treffen ihrer Schwesternschaft Tri Delta unterwegs gewesen, als sie den schwarzen BMW des Täters sah. «Er kam aus dem Nichts. Die Scheiben waren runtergelassen und der Mann am Steuer hatte ein Grinsen über sein Gesicht.»
Rodger habe den Anschein gegeben, von seiner Tat überzeugt zu sein, erzählt De Kock. «Er schien sich darüber zu freuen.» Und auch Dylan Fontillas, der sich wenig später im kleinen Laden «Deli Mart» vor Rodgers Angriff rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte, berichtet vom Lächeln im Gesicht des Täters. «Er schien Spass daran zu haben», so der 20-Jährige.
Bianca de Kock erzählt erstmals vom Drama in Santa Barbara (Quelle: YouTube/ABC News)
Mutiger Mitstudent rettet ihr das Leben
Bianca de Kock hatte Glück: Nachdem Rodger mehrmals auf die drei Frauen geschossen hatte, lagen ihre Freundinnen Veronika Weiss (19) und Katie Cooper (22) tot am Boden. De Kock wurde fünfmal getroffen. «Ich dachte zuerst, es sei Gummischot, aber dann merkte ich, dass ich blutete.» Sie nahm ihr Handy und rief ihre Mutter an: «Ich wurde angeschossen», sagte sie. «Ich weiss nicht, was passiert ist, aber ich liebe dich. Ich glaube, ich werde sterben.»
So weit kam es nicht: Ein junger Mann, der die Schiesserei gehört hatte, kam in dem Moment angerannt und blieb bei der Verletzten, bis die Ambulanz eintraf. «Er hat mir das Leben gerettet», meint De Kock dankbar.
Täter übte abends mit seinen Waffen
Elliot Rodger litt an dem Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus. Er war bei mehreren Ärzten in Behandlung, stellten die Ermittler später fest. Für seinen ehemaligen Mitbewohner Chris Rugg ist die Nachricht nicht ganz überraschend.
«In der Zeit, in der ich mit ihm zusammenlebte, habe ich bemerkt, dass er Hilfe brauchte», sagt Rugg gegenüber «ABC News». Er habe es aber versäumt, Rodger in schwierigen Momenten zu unterstützen. Heute bereut er es sehr. «Ich hatte eine Chance und hab sie nicht genutzt», meint er.
Die anderen in der Wohngemeinschaft hätten ein ähnliches Gefühl gehabt, so Rugg weiter. Einer der Studenten habe ihm erzählt, dass er abends durch die dünne Wand in der Wohnung hören konnte, wie Rodger mit seinen Waffen übte.
Die Schuld an der Tat liegt ein wenig bei allen
Das Zusammenleben sei anfänglich gut gegangen, aber mit der Zeit habe er sich vom Amoktäter distanziert, sagt Rugg. «Ich merkte, wie er immer wütender und frustrierter darüber wurde, dass er von den anderen Studenten ignoriert wurde.» Rodger habe es einfach nicht gut gehabt an der Uni. «Und sein Problem wurde immer ernster. Er muss offenbar erkannt haben, dass alles, worüber er geträumt hatte, sich nicht ergeben würde.»
Im Nachhinein beschuldigt Chris Rugg nicht nur den Täter für das Drama, sondern «auch uns alle als Gesellschaft. Wir haben versagt, denn es liegt auch in unserer Verantwortung, in solchen Fällen einzugreifen und zu helfen, bevor es zu spät ist.»