«Sie hatten eine 50-Prozent-Chance»

Aktualisiert

Tote Feuerwehrmänner«Sie hatten eine 50-Prozent-Chance»

Die Feuerwehrmänner, die am Sonntag in Arizona von den Flammen eingeschlossen und getötet wurden, gehörten zu einer Elitetruppe. Sie hatten genau diese Situation immer wieder geübt.

kmo
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19 Hotshots (dt.: Teufelskerle) – so nennt man die Feuerwehrleute der Elitetruppen – starben am vergangenen Sonntag in dem verheerenden Flächenbrand, der zurzeit in Arizona tobt. Experten vermuten, dass sie von den Flammen eingekreist wurden.

Genau diese Situation trainieren die Elite-Feuerbekämpfer immer wieder: Sie ziehen sich einen schlafsackartigen Feuerschutz über und legen sich mit den Füssen gegen das näherkommende Feuer hin, am besten in einer Mulde. Die Füsse sollen die Hitze ablenken und so die Oberkörper schützen. Der Überzug ist aus feuerfester, Hitze abstossender Folie. Ausserdem müssen sie das Gesicht dicht am Boden halten, um möglichst kühle Luft atmen zu können. Und dann kann man nur noch warten – und auf das Beste hoffen.

Der echte Notfall ist unvorhersehbar

Soweit die Theorie. Doch die Realität sieht immer anders aus. «Wenn wir mitten in einem echten Flächenbrand stehen, ist es eine ganz andere Sache», sagt Daniel McCarty, Truppenführer eines Hotshot-Teams. Zum Beispiel, wenn starker Wind weht, der auch noch immer die Richtung wechselt. «Dann müssen wir uns 100 Prozent aufeinander verlassen können.»

Kein Wunder, dass die Männer viel verbindet. «Diese Jungs sind meine Familie geworden», sagte Philipp «Mando» Maldonado, Truppenführer der Granite Mountain Hotshots, zu denen auch die 19 verstorbenen Feuerwehrleute gehörten, im April 2012 zu «Cronkite News Online». «Letztes Jahr habe ich sie öfter gesehen als meine Freundin.»

Wer in einem Hotshot-Team arbeitet, ist während der Brand-Saison immer auf Pikett. Ein Alarm kann jederzeit ausgelöst werden. Und wenn man gerufen wird, bleibt man im Freien, bis der Job erledigt ist. Das kann bis zu zwei Wochen dauern. In diesem Fall werden die Männer via Helikopter mit Nahrung und Wasser versorgt.

Ein Knochenjob

Wenn sie nicht gerade den Worst Case üben, trainieren die Feuerwehrleute das Schlagen von Brandschneisen, sie heben Gräben aus und fällen Bäume. Und sie halten sich fit. Denn die Männer müssen ihre Werkzeuge und um die 20 Kilogramm Gepäck tragen und damit meilenweit gehen – bevor sie überhaupt mit ihrer eigentlichen Arbeit beginnen. Bis zu 14 Stunden schlagen oder brennen sie danach Brandschneisen ins Gelände und versuchen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen.

Doch trotz aller Übung wissen die Hotshots: «Wenns wirklich schlimm wird, hat man höchstens eine 50-Prozent-Überlebenschance», wie Dan Fraijo, der Chef der Feuerwehr von Arizona, gegenüber der «Washington Post» sagte. Weshalb die 19 Elite-Feuerwehrleute letzten Sonntag ums Leben gekommen sind, weiss man noch nicht. Und es kann noch Tage dauern, bis der Fall geklärt ist.

So trainieren die Granite Mountain Hotshots:

Hot Shots from Cronkite News on Vimeo.

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