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Simons Freitod«Sterbehilfe ist besser als ein tödlicher Unfall»

Der britische TV-Sender BBC begleitet in einem Dokumentarfilm den schwer kranken Simon in die Schweiz zum Sterben. Die Diskussionen sind heftig.

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Der schwer kranke Brite Simon (57) reiste mit seiner Frau Debbie in die Schweiz, um Sterbehilfe zu erhalten. Hier spielt er seiner Frau seine letzten Worte über einen Sprachcomputer ab.

Simon ist 57 Jahre alt und leidet an einer schweren Nervenkrankheit. Sie macht es ihm unter anderem unmöglich, zu sprechen. Der Brite beschliesst, in der Schweiz mit Sterbehilfe seinem Leiden und Leben ein Ende zu setzen.

Der britische TV-Sender BBC Two hat den Weg in den Freitod begleitet und den bedrückenden Dokumentarfilm diese Woche ausgestrahlt. Am Schluss sieht man Simon die Hand seiner Frau halten, als er ihr seine letzten an sie geschriebenen Worte von einem Sprachcomputer vorlesen lässt: «Debbie, ich habe dich sehr geliebt. Wir hatten ein wundervolles Eheleben … Wir haben uns alles gesagt, was gesagt werden musste. Ich liebe dich, Debbie. Good-bye.»

Sind Kranke wertlos?

Simons letzte Worte und das Auslösen des tödlichen Tropfs sind ganz am Ende des Films zu sehen – dann wird der Bildschirm schwarz. Über 1,2 Millionen Zuschauer haben seinen Freitod mitverfolgt. Ihre Reaktionen in Medienberichten und auf Social Media sind teilweise heftig: Sie seien «verstört», «erschüttert», der Film sei «verheerend».

Andere Zuschauer lobten die Dokumentation über ein in Grossbritannien heftig umstrittenes Thema. Sterbehilfe ist dort verboten, entsprechend kontrovers wird nun debattiert. «Der Film macht den Eindruck, dass bei gewissen Krankheiten das Leben wertlos ist und man sich besser das Leben nimmt», sagt Alister Thompson. Er ist Sprecher der Organisation Care Not Killing (Pflegen statt Töten).

Auch die Ehefrau ist gegen Sterbehilfe

Der Dok-Film sei Werbung für Suizid, wirft Thompson dem Sender vor. BBC wehrt sich, der Film zeige ein einzelnes Schicksal und thematisiere die Uneinigkeit in der Debatte.

Auch Simons Frau ist gegen Sterbehilfe. Dennoch hat sie ihn bis in die Schweiz und zu seinem Tod begleitet. Kurz vor seinem Tod schrieb Simon: «Ein Segen der Sterbehilfe ist es, dass wir Zeit hatten, über alles zu sprechen. Es ist besser, als mich durch einen tödlichen Unfall zu verlieren.»

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