US-Abgeordneter Akin«Wer vergewaltigt wird, wird selten schwanger»
Der republikanische Kongressabgeordnete Todd Akin hat radikale Ansichten. So radikal, dass sich jetzt auch Präsidentschaftskandidat Mitt Romney eiligst von ihm distanziert.
Der konservative republikanische Kongressabgeordnete Todd Akin aus Missouri ist ein strikter Abtreibungsgegner. Am Sonntag äusserte sich der 65-Jährige im Interview auf dem lokalen Fox-Sender KTVI-TV zu dem Thema – und sorgte damit für Kopfschütteln und hastiges Abstandnehmen - auch unter den eigenen Parteikollegen.
Auf die Frage, ob er denke, dass eine Frau im Falle einer Vergewaltigung das Recht auf Abtreibung habe, antwortete der Kongressabgeordnete: «Soweit ich im Gespräch mit Doktoren verstanden habe, sind Schwangerschaften bei einer wirklichen Vergewaltigung ziemlich selten. Bei einer echten Vergewaltigung hat der weibliche Körper Möglichkeiten, sich gegenüber der ganzen Sache zu verschliessen.»
Weiter sagte Akin: «Aber sollte dies aus irgendeinem Grund vielleicht nicht funktionieren, finde ich, dass es eine Bestrafung geben sollte. Aber es sollte der Vergewaltiger sein, der bestraft wird.»
Eine Sprecherin des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney war veranlasst, sich eiligst von Akin zu distanzieren. «Romney und Vizekandidat Paul Ryan sind mit Mr. Akins Äusserung nicht einverstanden», sagte sie gegenüber CNN. Romney und Ryan würden sich «Schwangerschaftsabbrüchen nach Vergewaltigungen nicht widersetzen».
«Habe mich versprochen»
Todd Akin wäre kein US-Politiker, wenn er nicht sofort zum öffentlichen Schuldbekenntnis geblasen hätte. «Bei meinen Bemerkungen habe ich mich versprochen», zitiert ihn die «Washington Post».
Was er gesagt habe, spiegle nicht «das Mitgefühl wider, das ich für die Tausenden Frauen habe, die jedes Jahr vergewaltigt und missbraucht werden.»
Er erkenne an, dass Abtreibung, insbesondere im Falle einer Vergewaltigung, «ein stark emotional geladenes Thema» sei.
Trotzdem sei er zutiefst davon überzeugt, dass alles Leben geschützt gehöre. «Ich glaube nicht, dass es richtig ist, einem unschuldigen Opfer Leid zuzufügen.» Gemeint ist das ungeborene Leben, der Fötus.
«Fassungslos»
Der 65-jährige Akin bewirbt sich zurzeit um einen Platz im US-Senat. Seine Gegnerin, die Demokratin Claire McCaskill, reibt sich ob der Aussage ihres Konkurrenten die Hände. Sie twitterte: «Als Frau und frühere Staatsanwältin, die Hunderte Fälle von Vergewaltigungen bearbeitet hat, bin ich fassungslos über Akins Kommentare.»
Akin ist nicht nur ein radikaler Abtreibungsgegner. Er geht auch gegen die gleichgeschlechtliche Ehe auf die Barrikaden. Bereits 2006 machte er keinen Hehl aus seiner radikalen Gesinnung: In einer Rede vor dem Repräsentantenhaus sagte er damals: «Jeder, der etwas über die Geschichte der menschlichen Rasse weiss, versteht, dass keine Zivilisation, welche die homosexuelle Ehe weithin und offen stillschweigend geduldet hat, lange überlebt hat.»