«Wir haben Gammy nicht im Stich gelassen»

Aktualisiert

Eltern nehmen Stellung«Wir haben Gammy nicht im Stich gelassen»

Gammys Eltern hätten ihren Sohn nicht freiwillig in Thailand zurückgelassen. In einer australischen Fernseh-Sendung wiesen David und Wendy Farnell alle Vorwürfe zurück.

David und Wendy Farnell liessen im Jahr 2014 von einer Leihmutter Zwillinge austragen. Pipah (im Bild) nahmen sie bei sich auf - den kleinen Gammy hingegen verstiessen sie.
Hier sieht man Gammy mit seiner Leihmutter Pattaramon Chanbua. Das Baby hat das Down-Syndrom.
Als die Farnells Gammy zum ersten Mal sahen, lehnten sie ihn ab und liessen ihn bei der Leihmutter.
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David und Wendy Farnell liessen im Jahr 2014 von einer Leihmutter Zwillinge austragen. Pipah (im Bild) nahmen sie bei sich auf - den kleinen Gammy hingegen verstiessen sie.

Keystone/AP

Im aufsehenerregenden Fall um den bei einer thailändischen Leihmutter zurückgelassenen behinderten Knaben haben die australischen Eltern alle Vorwürfe zurückgewiesen. Auch die Leihmutter relativierte ihre Aussage.

Sie hätten den mit Down-Syndrom geborenen Gammy nicht freiwillig in Thailand gelassen, sagten David and Wendy Farnell am Sonntag in der Sendung «60 Minutes» im australischen Fernsehen. Vielmehr habe die Leihmutter Pattaramon Chanbua darauf bestanden, den Jungen zu behalten, und gedroht, die Polizei einzuschalten, um auch dessen Zwillingsschwester nicht hergeben zu müssen. «Wir haben unseren Sohn nicht im Stich gelassen», sagte David Farnell.

Jetzt wollen die Farnells Gammy zu sich nach Australien holen. Er und seine Frau müssten zunächst sicherstellen, dass die gesunde Zwillingsschwester Pipah die australische Staatsbürgerschaft erhalte und ihnen «nicht mehr weggenommen werden» könne, sagte David Farnell am Sonntag in seinem ersten Fernsehinterview zu dem Fall. «Wenn wir zu einhundert Prozent wissen, dass sie sicher bei uns ist, können wir versuchen, unseren Knaben zurückzuholen», sagte er dem Sender Channel Nine.

«Ich habe nicht erlaubt, dass Gammy mit ihnen zurückgeht»

Chanbua hatte die Farnells beschuldigt, nur die gesunde Zwillingsschwester wieder mit nach Australien genommen und den behinderten Buben bei ihr gelassen zu haben. Von dieser Version nahm sie am Sonntag allerdings wieder Abstand. Sie stritt ab, dass sie gedroht habe, beide Kinder zu behalten, gestand aber ein, dass sie nicht wollte, dass die Farnells Gammy mit nach Hause nehmen. «Ich habe nicht erlaubt, dass Gammy mit ihnen zurückgeht. Das ist die Wahrheit», sagte sie der Nachrichtenagentur AP. «Und zwar deshalb, weil sie Gammy mitgenommen und in eine Anstalt gesteckt hätten.»

Der Fall hatte weltweit Aufmerksamkeit auf die weitgehend unregulierte Leihmutterschafts-Industrie in Thailand gelenkt. Für zusätzliche Aufregung hatten Enthüllungen gesorgt, wonach David Farnell in den 1990er-Jahren wegen mehrerer sexueller Übergriffe gegen junge Mädchen verurteilt worden war. (sda)

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