Ältere Frauen nehmen Flüchtlinge für Sex auf

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Sugar-MamasÄltere Frauen nehmen Flüchtlinge für Sex auf

Junge Flüchtlinge lassen sich mit reifen Frauen auf eine Beziehung ein und erhalten dafür Geld und Geschenke. Hier erzählen sie, wie das für sie ist.

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Allein, mittellos und mit wenig Perspektiven: Mit aus diesen Gründen geraten viele junge Flüchtlinge in ein Abhängigkeitsverhältnis.

Allein, mittellos und mit wenig Perspektiven: Mit aus diesen Gründen geraten viele junge Flüchtlinge in ein Abhängigkeitsverhältnis.

Keystone

Hasan teilt sich mit acht anderen Flüchtlingen eine Zweizimmer-Wohnung. Der 24-jährige Iraker ist vor drei Jahren nach Österreich geflüchtet. Als ihn eine Frau um die Fünfzig nach ein paar Drinks in einer Bar zu sich nach Hause einlädt, geht er mit. Sie haben Sex, treffen sich von da an regelmässig. Schliesslich bietet Linda Hasan an, zu ihr zu ziehen. Er sagt zu.

Sie bezahlt ihm ein Fitnessabo, Kleider, Handyrechnung und Essen. Anstatt sich an der Miete zu beteiligen, soll Hasan sich um Lindas Hund kümmern – und um sie. «Sie will viermal am Tag Sex mit mir, ich bin eine Sexmaschine für sie, mehr nicht», erzählt Hasan dem Wiener Stadtmagazin «Biber». Nach mehr als einem halben Jahr fühlt er sich eingeschränkt und ausgenutzt.

«Vielen dieser Männer droht die Obdachlosigkeit»

Warum der junge Mann nicht einfach geht, weiss Manfred Buchner vom Männergesundheitszentrum (MEN): «Es herrscht eine grosse Abhängigkeit. Nicht nur psychisch, sondern auch materiell. Vielen dieser Männer droht die Obdachlosigkeit, der Verlust eines Bezugspunktes, wenn sie gehen», sagt er dem Magazin.

Der Präsident des österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie Peter Stippl nennt dazu die Angst vor Verzicht: «Das Hineinschnuppern in eine für diese Männer sonst kaum realisierbare luxuriöse Welt macht es für sie schwer, das hinter sich zu lassen.»

Klar sei aber, dass Männer wie Hasan keine klassischen Opfer seien – sie könnten jederzeit gehen. «Die Männer werden materiell verführt und nicht vergewaltigt. Es handelt sich hier aber sehr wohl um Missbrauch, der immer dann stattfindet, wenn Not und grosse materielle Unterschiede zur Befriedigung sexueller Bedürfnisse der Reichen eingesetzt werden.»

Jeder Flüchtling kennt eine solche Geschichte

Dass auch Frauen Männer für Sex bezahlen ist nicht nur in Österreichs Gesellschaft nach wie vor ein Tabu. Unter Flüchtlingen seien Sex-Beziehungen zu älteren Frauen, sogenannten Sugar-Mamas, aber auf jeden Fall Thema, sagt Sozialpädagoge Darpan Singh im ORF-Format «ZiB2». Er betreut junge Männer aus Afghanistan, wovon einige in einem sexuellen Abhängigkeitsverhältnis mit älteren Österreicherinnen sind.

Jeder Flüchtling kenne jemanden, der von einer solchen Geschichte berichten könne, bestätigt in dem Beitrag auch Bilal Albeirouti, syrischer Flüchtling und Co-Autor des «Biber»-Berichts.

Bedrängt, gedroht, gestalkt

Ähnlich wie Hasan geht es auch Tarek (26) aus Syrien, Behar (22) aus Afghanistan und weiteren jungen Männern, mit denen der «Biber» gesprochen hat. Bei Tarek war es etwa die Lehrerin, die ihm und anderen Flüchtlingen Deutsch-Unterricht gab. Sie drohte ihm, dafür zu sorgen, dass sein jüngerer Bruder abgeschoben wird, als er ausziehen wollte. Stalkte ihn nach dem Umzug und machte ihn an zwei weiteren Wohnorten ausfindig.

«Es ist nicht im Sinn des sozial Stärkeren, der diesen Vorteil egoistisch einsetzt, dass der andere den sozialen Vorsprung aufholt», erklärt Peter Stippl das Verhalten der Deutschlehrerin.

«Wichtig, dass man über dieses Tabu spricht»

Kritik, bei den vom «Biber» beschriebenen Schicksalen handle es sich um ein Randthema, lassen die Experten Buchner und Stippl nicht gelten, sie warnen gar davor, das Thema totzuschweigen.

Seien Frauen diejenigen, die für Sex zahlten, werde das tabuisiert, sagt Stippl. Weil sie als sexuell keuscher gesehen würden, sei ihnen oft «ein ungerechtfertigter Heiligenschein verliehen» worden. «Es ist wichtig, dass man über dieses Tabu spricht», betont auch Buchner.

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