Die «Ezadeen» ist sicher im Hafen

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FlüchtlingsschiffDie «Ezadeen» ist sicher im Hafen

Nach Stunden auf rauer See sind Hunderte Flüchtlinge an Bord eines führerlosen Frachters sicher an der italienischen Küste angekommen.

Der Frachter mit Hunderten Flüchtlingen erreicht Italien.

Nachdem rund 360 Flüchtlinge an Bord des Frachters «Ezadeen» in der Nacht auf Samstag den sicheren Hafen der süditalienischen Stadt Corigiliano Calabro erreicht haben, haben die italienischen Behörden mit der Identifizierung der Migranten begonnen. Bisher war stets von etwa 450 Flüchtlingen die Rede. Ein isländischer Schlepper zog die «Ezadeen» am Freitagabend an den Hafen der kalibrischen Stadt.

Die Migranten wurden am Samstag auf verschiedene Aufnahmezentren in der süditalienischen Region Kalabrien verteilt. Am Dock wurde zuvor ein grosses Zelt errichtet, in dem sie mit Wasser und Lebensmitteln versorgt wurden. Es handelt sich offenbar überwiegend um syrische Flüchtlinge, darunter 74 Kinder und mehrere schwangere Frauen, sagte Küstenwachen-Sprecher Filippo Marini.

Die Flüchtlinge seien laut medizinischen Checks, denen sie unterzogen wurden, wohlauf. Viele der Flüchtlinge an Bord des unter der Flagge Sierra Leones fahrenden Frachters waren unterkühlt und wurden behandelt.

Nach der «Blue Sky M» kam die «Ezadeen»

Die Flüchtlinge an Bord der «Ezadeen» waren in der Adria von den Menschenschmugglern ihrem Schicksal überlassen worden. Es war schon der zweite derartige Vorfall binnen weniger Tage.

Die unter der Flagge von Sierra Leone fahrende Schiff kam offenbar aus der Türkei. Ähnlich wie vom Flüchtlingsschiff «Blue Sky M» am Dienstag war nach Marinis Worten auch von der «Ezadeen» ein Notruf gekommen: «Wir sind ohne Besatzung, wir steuern auf die italienische Küste zu und wir haben niemanden, der steuern kann», zitierte Marini den Hilferuf.

Die italienische Luftwaffe entsandte nach eigenen Angaben einen Hubschrauber mit Ingenieren, Technikern und Ärzten zum Schiff. Die Einsatzkräfte sicherten den Frachter, die isländische Küstenwache nahm ihn in Schlepptau.

Neue Schmuggeltaktik als Herausforderung

Von der «Blue Sky M», einem Frachter unter moldauischer Flagge, waren nach dem Notruf vom Dienstag ebenfalls Hunderte Flüchtlinge gerettet worden. Dabei verhinderte die Küstenwache laut Marini eine Katastrophe: Schmuggler hatten offenbar den Motor im Autopilot gelassen, wodurch das Schiff mit einer Geschwindigkeit von sechs Knoten (rund elf Kilometern) auf die Küste zugefahren war.

Es handele sich offenbar um eine neue Taktik der Menschenschmuggler, Schiffe auf Kurs nach Italien zu bringen und dann ihrem Schicksal zu überlassen, sagte Marini im staatlichen Rundfunk. Das mache Rettungsbemühungen schwieriger. «Aber das Wichtigste ist, dass Menschenleben gerettet werden», fügte er hinzu.

Im gerade abgelaufenen Jahr hatten die italienische Marine, Küstenwache und Luftwaffe mehr als 170000 Flüchtlinge abgefangen oder gerettet. (sda)

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