Eine Million für den Beweis eines Wunders

Aktualisiert

Uni WürzburgEine Million für den Beweis eines Wunders

Die Skeptikerbewegung zahlt demjenigen eine Million Euro, dessen übersinnliche Fähigkeiten auch vor der Wissenschaft bestehen. In Würzburg fielen alle Kandidaten durch.

Skeptiker sind Vereine oder Gruppen, die sich der Aufklärung verschrieben haben und international vernetzt sind. Die Skeptiker Belgien haben ein Preisgeld von einer Million Euro ausgelobt: Wer es will, muss den Beweis übersinnlicher Fähigkeiten erbringen.

In Deutschland lädt die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (GWUP) seit neun Jahren Menschen zu einem wissenschaftlichen Test ihrer Fähigkeiten ein. Dieses Jahr fanden die «Prüfungen» in Räumen der Universität Würzburg statt. Sechs Personen haben sich bei Dr. Rainer Wolf und Dr. Martin Mahner gemeldet, um sich bereits Mitte August in Würzburg der Wissenschaft zu stellen.

Rückzieher der Telekinese-Frau

Zwei Kandidaten stiegen aber noch vor einer offiziellen Anmeldung aus. Ein Mann meinte, er könne sein Gewicht auf einer Waage um zehn Kilogramm verringern, müsste sich dafür aber nur einschwingen. Wie die «Main Post» berichtet, wiesen die Wissenschaftler den Wunderknaben darauf hin, dass elektronische Waagen das Gewicht alle 0,5 Sekunden misst und zehn Kilo schon mal fehlen könnten, wenn sich der Körper in dem Moment nach oben bewegt.

Eine Frau, die für 30 Sekunden einen Meter über dem Boden schweben wollte, zog ihre Anmeldung ohne Begründung zurück. Ein dritter Kandidat büsste seine Fähigkeit vor dem Test durch Krankheit ein, heisst es: Er hätte andernfalls spüren können, welcher von 16 Kontakten in einem selbst gebauten Holzkasten an den negativen Pol einer Batterie angeschlossen ist, so die deutsche Zeitung.

Pleiten, Pech und Pannen

Die drei Personen, die nach Würzburg kamen, waren allesamt Wünschelrutengänger. Die Tests wurden mit Kameras aufgezeichnet, die Versuche belegt. Auch die Kandidaten durften explizit «Zeugen» mitnehmen, damit am Ende nur Fakten entscheiden. Der erste Kandidat glaubte, mit einem Holzstück «Störfelder» im Raum orten und abwehren zu können. Bei 50 Versuchen war er aber bloss 30 Mal erfolgreich. Um statistisch ein relevantes Ergebnis zu liefern, hätte er mindestens 40 Treffer gebraucht.

Der Mann, der unter zehn Behältern ein Glas Wasser finden wollte, war mit seiner Rute in 13 Versuchen nicht einmal erfolgreich. Bei sieben Richtigen hätte es eine Million gegeben. Der Herr verzichtete nach diesem Misserfolg auf die Präsentation einer zweiten Fähigkeit: Er sei zu erschöpft gewesen, um anderen Leuten ihr Geburtsdatum anzusehen, berichtet die «Main Post».

Für Grossvater bricht die Welt zusammen

Auch der letzte Kandidat wollte mit einer Wünschelrute einen «strahlenden Stein» unter einem blickdichten Behälter erspüren. Der Mann war ein Schwabe «über 80», beschrieb der Diplom-Psychologe und Journalist Sebastian J. Bartoschek den Versuch bei «Hoaxilla». Nachdem auch dieser Kandidat versagte, bot Dr. Wolf dem Rentner einen zweiten Durchlauf ausserhalb der Millionen-Reihe an. Dieses Mal versteckte er den Stein nicht, sagte aber, er läge in der Mitte. Die Rute des Mannes schlug aus, der sich dann aber darüber aufklären lassen musste, dass gar kein Stein im Spiel war.

Der Wissenschaftler habe den alten Mann jedoch schonend behandelt, so Bartoschek. Dr. Wolf habe dem Mann «klar, aber freundlich» mitgeteilt, dass er daneben liegt. Ganz «unironisch» habe er verdeutlicht. «Das kann nicht sein.» Für den Schwaben sei eine Welt zusammengebrochen. Der Rentner habe sich die letzten zehn Jahre mit der Rutengängerei beschäftigt, schloss Bartoschek seinen Augenzeugenbericht.

Illusionen beim Blick in die Zukunft

Worum geht es bei den «Wundern»? «Parawissenschaften sind Bereiche, die ausserhalb der Wissenschaften stehen und deren Theorie und Praxis weitgehend durch illusionäres Denken gekennzeichnet sind. Dazu gehört alles von A wie Astrologie bis Z wie Zelltherapie», erklärte Dr. Mahner in einem Interview mit «Projekt 137». Nicht nur das Preisgeld lockt die Kandidaten: «Manche möchten auch einfach wissen, ob sie es wirklich können, in dem Sinne, dass sie sich bei uns so eine Art Gütesiegel abholen wollen. Andere sind von sich überzeugt und wollen auch uns von ihren Fähigkeiten überzeugen.»

Ob das nächstes Jahr anders sein wird, wenn die GWUP zum Para-Test ruft, steht in den Sternen. Wer in die Zukunft sehen kann, meldet sich wohl an.

Deine Meinung zählt