Frachter «Ezadeen» unter Kontrolle

Aktualisiert

450 Flüchtlinge an BordFrachter «Ezadeen» unter Kontrolle

Nachdem die italienische Küstenwache am Dienstag ein Flüchtlingsdrama verhinderte, war erneut ein führerloses Flüchtlingsschiff auf dem Weg Richtung Italien.

Die «Ezadeen» treibt mit hunderten Flüchtlingen auf die Küste Italiens zu.

Die «Ezadeen» treibt mit hunderten Flüchtlingen auf die Küste Italiens zu.

Die italienische Küstenwache meldete am Donnerstagabend via Twitter, dass ein führerloses Handelsschiff mit 450 illegalen Einwanderern an Bord auf die Küste zusteuere. Die Armee erklärte, bei dem Schiff seien die Maschinen ausgefallen.

Die italienische Küstenwache meldet am Freitagvormittag, dass der Frachter unter Kontrolle gebracht wurde. Ein Helikopter brachte mehrere Rettungskräfte an Bord, die das von der Besatzung verlassene Schiff übernahmen.

Die Behörden identifizierten das 73 Meter lange Schiff als die unter der Flagge von Sierra Leone fahrende «Ezadeen», die eigentlich zwischen Zypern und Sète in Südfrankreich unterwegs sein sollte.

Einem Mann an Bord gelang es, das Schiffsfunkgerät anzuschalten und die italienische Küstenwache darüber zu informieren, dass die Crew von Bord gegangen sei. Gefunden wurde das Schiff schliesslich von einem Flugzeug der Küstenwache. Da bewegte es sich mit rund sieben Knoten auf die Küste zu.

Schlechtes Wetter erschwert Rettung

Gegen Mitternacht in der Nacht zum Freitag lag das Schiff rund 65 Kilometer vor Leuca im äussersten Südosten Italiens. Nach Angaben der Armee fielen die Maschinen an Bord aus, ausserdem erschwerten Unwetter die Rettung der Flüchtlinge.

Die Küstenwache rief ein isländisches Patrouillenboot zur Hilfe, das in der Nähe im Einsatz war. Dessen Besatzung konnte aber wegen des schlechten Wetters nicht an Bord gehen.

Die italienische Luftwaffe schickte schliesslich einen Helikopter zum Schiff, um Einsatzkräfte abzulassen, die es unter Kontrolle bringen sollen. Wegen des Wetters könne das Handelsschiff «nur aus der Luft bestiegen» werden, erklärte die Armee.

Auch drei Ärzte vom isländischen Boot sollten zur «Ezadeen» geschickt werden, um die Passagiere an Bord zu versorgen.

Zwei ähnliche Vorfälle innert Tagen

Erst am Dienstag hatte die italienische Küstenwache in letzter Minute ein Flüchtlingsdrama verhindert und einen Frachter mit rund 770 syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen an Bord von einem Kollisionskurs mit der apulischen Küste abgebracht. Die Besatzung hatte die Steuerung blockiert und das Schiff und die Insassen sich selbst überlassen.

Menschenschmuggler, die sich die gefährliche Überfahrt nach Europa teuer bezahlen lassen, verlassen immer häufiger die Schiffe und überlassen die Flüchtlinge ihrem Schicksal. In den vergangenen 14 Monaten retteten die italienischen Behörden mehr als 170'000 illegale Einwanderer. Hunderte, möglicherweise Tausende ertranken bei der gefährlichen Überfahrt von Afrika nach Europa. (sda)

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