Das elende Leben des selfiesüchtigen Danny B.

Aktualisiert

Krankhafter WahnDas elende Leben des selfiesüchtigen Danny B.

Narziss lässt grüssen: Jahrelang suchte ein 19-jähriger Brite das perfekte Selfie. So besessen war Danny Bowman davon, dass er am Schluss in einer psychiatrischen Klinik landete.

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Danny Bowman aus dem britischen Newscastle upon Tyne besitzt zigtausende Bilder von sich. Der 19-Jährige hat jahrelang versucht, das ideale Selfie zu machen. Doch der krampfhafte Versuch, sich «perfekt» darzustellen, machte ihn krank. In seinem Wahn wollte er sich sogar umbringen.

Begonnen hatte alles, als Bowman mit 15 Jahren ein Foto von sich auf Facebook postete. Er fand es eine nette Aufnahme und freute sich auf die Kommentare seiner Freunde. Das Feedback war aber niederschmetternd: Einer seiner Bekannten schrieb, seine Nase sei zu gross, ein anderer fand, Bowman solle seine Haut besser pflegen. Von dem Moment an ging es bergab mit Bowman.

Bis zu 200 Selfies am Tag

«Ich begann, täglich mehrere Bilder von mir zu posten», erzählte Bowman vor ein paar Wochen der Zeitung «Metro». «Ich freute mich, wenn die Meinungen positiv waren und ärgerte mich wahnsinnig, wenn sie nicht gut ausfielen». Im Jahr 2011 nahm er bei einer Castingshow teil und kam nach der ersten Runde nicht weiter. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Bowman verbrachte bis zu zehn Stunden vor dem Spiegel. Bei jeder Gelegenheit zückte er sein Handy und machte ein Foto von sich. «Der Wecker läutete am Morgen, und bevor ich aufgestanden bin, hatte ich schon zehn Bilder von mir gemacht». Am Höhepunkt seiner Manie schoss der Schüler bis zu 200 Selfies am Tag.

Wahn endet in der psychiatrischen Klinik

Bald brach er die Schule ab, verliess sein Zimmer nicht mehr. Seine Eltern waren ratlos und wussten nicht, wie sie ihrem Sohn helfen konnten.

Vor wenigen Monaten nahm Danny Bowman eine Überdosis Schlaftabletten, weil ihm «das perfekte Selfie» einfach nicht gelingen wollte. Seine Mutter fand ihn rechtzeitig und brachte den Teenager in die Notaufnahme.

Als Bowman aufwachte, griff er sofort nach seinem Handy auf dem Nachttisch. Da war den Ärzten klar: Der Junge litt an einer so genannten Dysmorphophobie, eine Störung der Wahrnehmung des eigenen Körpers.

Nach dem Spital kam Bowman in eine Spezialklinik, in der er rund um die Uhr psychologisch betreut wurde. Die ersten Tagen in der Anstalt seien sehr hart gewesen, erzählte Bowman in einem Interview. «Zuerst nahmen sie mir das Handy für zehn Minuten weg. Dann wurde die Zeit stufenweise verlängert.»

Heute ist er geheilt – und wieder glücklich. «Ich habe in den letzten sieben Monaten kein Selfie mehr gemacht», meint er stolz.

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