Schmugglerbanden entdecken die Senioren

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Kriminalstatistik des BundesSchmugglerbanden entdecken die Senioren

Laut Kriminalstatistik des Bundes begehen vermehrt ältere Menschen Drogendelikte. Ein Experte sagt, warum sich Senioren besonders gut als Schmuggler eignen.

von
chi
Ältere Personen werden eher als harmlos wahrgenommen: Eine Zollstelle am Flughafen Zürich. (3. März 2016)

Ältere Personen werden eher als harmlos wahrgenommen: Eine Zollstelle am Flughafen Zürich. (3. März 2016)

Keystone/Ennio Leanza

Die Zahl älterer Menschen, die gegen das Betäubungsmittelgesetz verstossen, ist rasant gestiegen. Dies zeigt die neue Kriminalstatistik des Bundes. Gab es 2009 noch 88 Anzeigen gegen über 60-jährige Personen, so waren es letztes Jahr 320 – rund viermal mehr.

Der« Sonntagsblick» berichtet vom Fall eines 74-Jährigen, der aus Brasilien zurückkehrte und mit 2,5 Kilogramm Kokain in der Unterhose erwischt wurde. Im Sommer fanden Polizisten im französischen Narbonne im Auto eines 71-jährigen Schweizers 19 Kilo Cannabis. Ende 2014 stand ein 76-jähriger Taxifahrer vor Gericht, der in der Ostschweiz Kokain für rund 46'000 Franken verkauft hatte.

Professionelle Banden setzen Rentner ein

Altersforscher François Höpflinger von der Universität Zürich sagt im «Sonntagsblick»: «Ältere Personen eignen sich sehr gut als Drogenkuriere. Sie wirken harmlos und unverdächtig, gerade die Frauen.» Von Zöllnern und Polizisten würden die Senioren kaum überprüft. Das würden sich professionelle Banden zunutze machen. «Die setzen vermehrt betagte Personen ein, um nicht aufzufliegen.»

Senioren als Kuriere zu rekrutieren, sei offenbar nicht schwer. «Viele können von ihrer Rente kaum leben. Als Laufbote kann man diese mit wenig Aufwand aufbessern», so Höpflinger. Er geht davon aus, dass viel mehr alte und greise Schmuggler im Drogengeschäft mitmischen als in der Statistik erfasst.

Auch vor dem Gesetz haben Rentner häufig gute Karten. So können Richter mildere Strafen aussprechen, wenn der An­geklagte im hohen Alter ist. Bei schweren Drogendelikten kommen aber auch Rentner ins Gefängnis. «Viele ältere Personen schreckt dieser Gedanke wohl kaum ab», sagt Höpflinger. «Im Gefängnis wird man gratis rund um die Uhr umsorgt – an manchen Orten vielleicht besser als im Altersheim.»

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