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Papst unzufriedenWird die Schweizergarde bald abgeschafft?

Die Entlassung des Chefs der Schweizergarde zeigt: Papst Franziskus ist mit seinen Schutzmännern nicht zufrieden. Experten befürchten gar ein Ende des Dienstes.

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Widerstand gegen Reformen, zu militärischer Führungsstil: Der Papst ist laut Kennern mit der Schweizergarde unzufrieden. Ihr Chef Daniel Anrig führe diese mit «sinnlos harter Disziplin», hiess es in der «Schweiz am Sonntag» im Dezember 2014. Anrig tritt am 31. Januar von seinem Amt zurück.
Einige Beobachter glauben deshalb, dass die Schweizergarde bald abgeschafft werden könnte.
Anrig habe sich zudem darüber beschwert, dass sein Konkurrent und Chef der Vatikanpolizei, Domenico Giani ausgezeichnet wurde.
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Widerstand gegen Reformen, zu militärischer Führungsstil: Der Papst ist laut Kennern mit der Schweizergarde unzufrieden. Ihr Chef Daniel Anrig führe diese mit «sinnlos harter Disziplin», hiess es in der «Schweiz am Sonntag» im Dezember 2014. Anrig tritt am 31. Januar von seinem Amt zurück.

Keystone/AP/Andrew Medichini

Daniel Anrig (42), Chef der Schweizergarde, muss sein Amt per Ende Januar 2015 abgeben. Über die Gründe wird derzeit heiss diskutiert. Laut der «Schweiz am Sonntag» war Papst Franziskus mit dem Kommandanten unzufrieden, weil er sich gegen Reformen gewehrt hatte. So habe der Heilige Vater auch normalen Gardisten eine Heirat ermöglichen wollen, wogegen sich Anrig quergestellt habe. Bis jetzt war dies ein Privileg für Kaderleute. Nur wer mindestens 25 Jahre alt und im Minimum im Korporalsrang ist, darf sich trauen lassen. Ausserdem mussten bereits mindestens drei Jahre Dienst geleistet worden sein.

Dass nun jeder Gardist heiraten dürfen soll, war Anrig laut Beobachtern ein Dorn im Auge. Es gebe zu wenig Platz für Wohnungen, in denen die Gardisten mit ihren Frauen unterkommen könnten, sei seine Begründung. Anrig, der mit seiner Frau und vier Kindern in einer 380 Quadratmeter grossen Wohnung lebt, habe mit seiner «sinnlos harten Disziplin» zudem für Unmut gesorgt. Gemäss dem «SonntagsBlick» war die Truppe mit Anrigs autoritärem Führungsstil unzufrieden. Das habe auch der Papst mitbekommen. So sei es den Gardisten während ihres Dienstes nicht erlaubt gewesen, Wasser zu trinken. Wegen Beschwerden über zu lange Dienstschichten und das harte Kommando habe der Heilige Vater Anrig bereits mindestens einmal verwarnt, sagt ein Ex-Gardist zur Zeitung.

Machtkampf könnte Aus für Schweizergarde bedeuten

«Dem Papst ist der militärische Drill, das betont militärische Auftreten der Garde unangenehm. Er will die Garde modernisieren, wie er auch den Geist im Vatikan modernisieren will. Weniger Institutionen, weniger Privilegien, weniger Förmlichkeit», sagt zudem ein Kenner zur «Schweiz am Sonntag». Jedoch sei Anrig nicht tatenlos geblieben. Er habe versucht, sein Korps im sicherheitspolizeilichen Bereich auf den neusten Stand zu bringen, sagt William Kloter, der dreieinhalb Jahre lang Anrigs Sicherheitsoffizier war, zur Zeitung. «So schlecht haben es die Gardisten nicht», findet er.

Trotzdem stand der Kommandant unter Druck. Seit Jahren herrscht zwischen der Schweizergarde und der Vatikanpolizei ein Machtkampf. Letztere hat in der Vergangenheit immer mehr an Bedeutung gewonnen. Als der Chef der Vatikanpolizei, Domenico Giani, vor zwei Jahren für seine Verdienste um die Sicherheit des Papstes ausgezeichnet wurde, habe sich Anrig in der italienischen Presse beschwert. Auch dass Giani, jedoch nicht Anrig, im Finanz-Sicherheitskomitee des Vatikans sitzt, habe den Kommandanten geärgert.

Laut Beobachtern könnten diese Spannungen dazu führen, dass der Papst die Schweizergarde bald abschaffe, heisst es in der «Schweiz am Sonntag». Sollte dies tatsächlich passieren, ginge für die Schweiz ein fünfhundert Jahre langer Dienst zu Ende.

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