«Das Tier wollte Lane erst später fressen»

Aktualisiert

Alligator-Angriff«Das Tier wollte Lane erst später fressen»

Lane Graves (2) spielt im flachen Wasser, als ein Alligator ihn schnappt. Stunden später finden Retter seine Leiche – völlig intakt. Wie ist das möglich?

von
kle

Es ist nun traurige Gewissheit: Der von einem Alligator ins Wasser gezogene Lane Graves (2) ist tot. Taucher fanden die Leiche des Jungen 16 Stunden nachdem er vor den Augen seiner entsetzten Familie von einem Reptil geschnappt und ins Wasser gezogen worden war.

Das Kind watete am Dienstagabend mit seinen Eltern und einer Schwester im flachen Wasser am Ufer der Seven Seas Lagune im Walt Disney Ferienpark von Orlando, als ein Alligator es mit dem Maul schnappte. Der Vater hatte noch versucht, dem Tier sein Kind zu entreissen – vergebens. Der Alligator verschwand mit dem Kleinen in der Lagune.

Die Beute zuerst lagern, dann fressen

Als die Suchtrupps auf dem Seeboden unweit des Tatorts eine Leiche entdecken, erkennen sie Lane sofort – sein Körper ist noch intakt.

Für Reptilexperte Samuel Furrer vom Zoo Zürich ist das nichts Überraschendes. «Es kann vorkommen, dass Alligatoren ihre Beute unter Wasser fixieren und ein paar Tage darauf warten, dass die Zersetzungsprozesse beginnen. So kann die Beute leichter in Einheiten zerlegt werden, die das Tier dann auch verschlucken kann», sagt Furrer zu 20 Minuten. Sehr wahrscheinlich sei Lane Graves ertrunken.

Fünf Alligatoren getötet

Während der Suchaktion wurden fünf Alligatoren in der Lagune gefangen und getötet. Es bestehe eine gute Chance, dass eines der Tiere für den Tod des kleinen Jungen verantwortlich sei, meinte dazu der Sheriff von Orange County, Jerry Demings.

Wegen des Vorfalls muss das Walt Disney World Resort derzeit viel Kritik einstecken: Auf die Frage, ob das Unternehmen gewusst habe, dass Alligatoren auf dem Gelände seien, verwies Mediensprecherin Jacquee Wahaler auf Schilder mit der Aufschrift «nicht schwimmen». An dem Strand, an dem der Junge angegriffen wurde, warnen allerdings keine Schilder vor Alligatoren.

24 Todesfälle seit 1973

Nick Wiley vom Naturschutzamt sagte, es sei selten, dass Menschen von Alligatoren angegriffen würden. Allerdings wanderten die Tiere umher. In Florida wird die Zahl der einheimischen Alligatoren auf eine Million geschätzt.

Seit dem Jahr 1973 sind nach Angaben der Naturschutzbehörden lediglich 24 Menschen von den Tieren in dem US-Staat getötet worden. Im März 1997 hatte ein Alligator einen Dreijährigen in Lake Ashby im Bezirk Volusia von Florida getötet, der mit seinem Hund am Ufer entlanglief. Naturschützer erschossen das Tier.

Deine Meinung zählt