Die Mafia verursacht Krebs

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NeapelDie Mafia verursacht Krebs

Die süditalienische Mafia hat jahrzehntelang illegal Giftmüll auf Feldern rund um Neapel verbrannt. Die Folgen für die Bevölkerung sind dramatisch.

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Eine Statistik, die zum Himmel stinkt: In den vergangenen Jahren ist in der Region zwischen Neapel und Caserta, im Süden Italiens, die Krebsrate um 40 Prozent gestiegen. Schuld daran sind die jahrzehntelang illegal verbrannten Giftabfälle, die die Mafia-Banden der Camorra dort deponierten. Asbest, Industriematerial, chemische Substanzen, sogar radioaktiver Abfall - alles landete im sogenannten «Dreieck des Todes» auf den Müllkippen der Camorra.

Jetzt sind die Folgen in der Bevölkerung zu spüren. «Nicht nur die Zahl der Tumore hat zugenommen, sondern auch die der Allergien und der Missbildungen. Drei meiner jungen Patientinnen mussten abtreiben, weil die Föten schwere Missbildungen hatten», sagte Luigi Costanzo, Arzt in Frattameggiore, erst kürzlich in einer Reportage der Nachrichtenagentur AFP.

Alle wussten es, keiner tat etwas

Die Affäre rund um den Giftmüll ist nicht neu: Erstmals informierte ein Mafia-Aussteiger im Jahr 1997 das italienische Parlament darüber. Doch keiner der Politiker schien richtig zuhören zu wollen - zu lukrativ war das Geschäft. Und so landeten die Schadstoffe in Form von Lebensmitteln weiterhin auf den Tellern der Italiener: Sie konsumierten die Milch der Kühe, die dort grasten, assen die Kartoffeln und Erdbeeren, die auf den verseuchten Äckern angepflanzt wurden.

Ende 2013 wurde dann der Müllskandal in den Medien öffentlich. Umweltaktivisten wie Egidio Giordano hatten dazu beigetragen. «Wir protestierten und klärten die Leute auf. Oft wurden wir während der Demos verhaftet», sagt er gegenüber «Vocativ». Trotzdem kämpfte er unermüdlich weiter.

Die Arbeit der Umweltschützer zeigte Erfolg: Seit Januar werden zunehmend vergiftete Felder von der Armee beschlagnahmt. Umweltschützer Giordano bleibt dennoch misstrauisch. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die neapolitanische Mafia wieder ihre Finger im Spiel habe - sobald sie nämlich entdecke, dass sie mit der Sanierung der Felder auch ein gutes Geschäft machen kann.

November 2013: Umweltaktivist Egidio Giordano erklärt, welche Folgen die Giftmülldeponien der Mafia mit sich bringen. (Quelle: YouTube/nekyseinove)

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