AbgeschnittenKanadisches Kaff sucht dringend Coiffeur
Sie nehmen zur Not auch mal die Schafschere. Denn ein Haarschnitt kann wegen der Abgeschiedenheit von Norman Wells eine schöne Stange Geld kosten.
CBC News zeigt, was passiert, wenn eine Stadt keinen Coiffeur hat.
Der 800-Einwohner-Ort Norman Wells im Nordwesten Kanadas hat zwei Probleme: Im Winter wird es dort bis zu minus 50 Grad kalt. Und die Bewohner suchen händeringend nach einem Coiffeur. Seit zwei Jahren schneiden sich Männer und Frauen die Haare selbst – die Ergebnisse sind im wahrsten Sinne des Wortes haarsträubend.
Die Situation sei «ziemlich niederschmetternd», berichten die Leute dem kanadischen Sender CBC. «Immer wenn ich das Dorf verlasse, denke ich als Erstes ‹Oh mein Gott, ich muss mir die Haare machen lassen›», so Nicky Richards vom Wirtschaftsamt. Man sehe viele zottelig ausssehende Menschen auf den Strassen und so habe man sich entschieden, öffentlich nach einem Coiffeur zu suchen.
Immer der gleiche Do-it-yourself-Haarschnitt
Richards schneidet nicht nur ihrem Ehemann die Haare, sondern auch ihrem Chef und einem Bekannten. Allerdings habe sie nur eine Haarschneidemaschine – und jeder der Männer deshalb dieselbe Frisur. Anderen geht es nicht anders: Die meisten Einwohner des Dorfs, das von der Ölindustrie lebt, schneiden sich Richards zufolge die Haare selbst oder bitten Freunde um Hilfe.
Eines der Do-it-yourself-Opfer ist Ryan Spurrell. «Ich brauchte dringend einen Haarschnitt, also haben wir es einfach im Vorgarten gemacht – mit einem Paar Schurscheren für Schafe und normalen Scheren», so der Mitarbeiter der regionalen Fluggesellschaft North-Wright Airways.
Seine Mähne lässt Spurrell so lange wie möglich stehen, wie dieses Bild beweist:
Teure Coiffeur-Besuche
Richards eigene Ausflüge zum Coiffeur sind kostspielig, wie sie dem «Guardian» verrät: Der nächste Friseur ist 17 Autostunden oder vier Flugstunden entfernt, die Kosten für einen Trip belaufen sich auf umgerechnet mindestens 570 Franken.
Norman Wells verfügt sogar über einen voll ausgestatteten Coiffeursalon, inklusive Stühlen, Spiegeln und Lavabos. Der potenzielle Inhaber würde viel Arbeit haben, denn auch die umliegenden Gemeinden haben keinen Hairstylisten. Doch er müsse auch wissen, was ihn sonst erwartet, warnt Richards: «Es ist ein schöner Ort, jeder kennt jeden.» Doch mit der Kälte und der Abgeschiedenheit müsse man erst einmal klarkommen. Ausserdem seien Lebensmittel sehr teuer, da sie eingeflogen werden müssten. «Entweder liebt man es oder man hasst es», fasst sie das Leben in Norman Wells zusammen. Ob Werbung dieser Art den ersehnten Coiffeur anlockt, wird sich zeigen.