Magerwahn ade?Barbie gibts jetzt auch mit Speck auf den Rippen
Barbie-Hersteller Mattel bricht mit einer 57-jährigen Tradition: Die Plastikpuppe kann man neu in vier verschiedenen Körperbauvarianten kaufen.
Neben dem Originalkörperbau gibt es die Barbie neu curvy (kurvenreich), tall (gross) und petite (zierlich). Damit will der Hersteller Mattel Mädchen auf der ganzen Welt ansprechen. «Durch die neue Vielfalt kann nun jedes Mädchen die Puppen auswählen, die ihm am besten gefallen und zu denen es einen Bezug hat», sagt Evelyn Mazzocco, Senior Vice Präsidentin und Global General Managerin bei Mattel zur «Welt». Marina Scacchi, Marketingleiterin von Mattel Schweiz, ergänzt: «Wir möchten den Mädchen die Gelegenheit geben, das Leben nachzuspielen. Und in der Realität gibt es viele Typen von Frauen. Die Mädchen sollen selbst entscheiden dürfen, für welche Barbie sie sich entscheiden.»
Bisher änderte sich bei Barbie jeweils nur das Aussehen. Je nach Beruf oder Position erhielt sie ein neues Outfit. Erstmals überhaupt verändert sich nun auch der Körperbau, wie «Time» berichtet.
Kritik in sozialen Medien
Gemäss Unternehmensangaben stecken hinter dieser Entscheidung über zwei Jahre Recherchearbeit. Jetzt scheint wohl der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, um eine neue Ära einzuläuten. Denn Mattel wird seit Jahren vorgeworfen, Barbie sei für den Magerwahn junger Mädchen mitverantwortlich.
«Wir haben unseren Kunden intensiv zugehört», fügt Mazzocco hinzu. Eigene Recherchen, aber auch die Analyse von Kommentaren in den sozialen Netzwerken, hätten sie zu diesem Schritt bewogen. «Nach Befragungen von Müttern und ihren Töchtern trat der Wunsch nach mehr Realität und Diversität deutlich hervor», weiss auch Scacchi. Die Lancierung der neuen Puppe sei ein «Highlight» für den Konzern.
Vermutlich steckt aber auch ein wirtschaftlicher Gedanke dahinter, denn in den letzten Jahren musste Mattel starke Absatzrückgänge hinnehmen.
«Positiver Einfluss auf junge Erwachsene»
Claudia Gramespacher, Leiterin Sprechstunde für Essstörungen der Universitären Psychiatrischen Kliniken in Basel, begrüsst die neuen Puppen. Zwar würden sie Essstörungen nicht verhindern können, doch: «Sie haben auf jeden Fall einen positiven Einfluss auf die Wahrnehmung des Schönheitsideals junger Erwachsener», erklärt sie 20 Minuten.
Negative Meinungen in neutrale umwandeln
Mattel scheint dabei ein höheres Ziel zu verfolgen: «Unsere Gegner werden uns nun hassen», sagt Richard Dickson, Präsident und COO von Mattel, zur «Time». «Mit diesem Schritt wollten wir aber sicherstellen, dass die Barbie-Liebhaber uns noch mehr lieben. So können wir vielleicht auch dafür sorgen, dass bei unseren Kritikern ein Umdenken stattfindet.»
Die neuen Puppen werden ebenfalls Barbie heissen. In der Schweiz sind die neuen Barbies voraussichtlich ab März oder April erhältlich. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 19.90 Franken pro Stück liegen die neuen Barbies im normalen Preissegment.