Japanische Bibliotheken265 Anne Frank-Bücher zerstört
In 31 japanischen Bibliotheken wurden aus den Werken Seiten zerfetzt und herausgerissen. Täter und Motive waren zunächst unbekannt. Die Polizei ermittelt.

Zerstörte Anne-Frank-Bücher.
In japanischen Bibliotheken sind Hunderte Bücher von und über Anne Frank zerstört worden, darunter auch das weltberühmte Tagebuch des Holocaust-Opfers. Seit Ende Januar fielen 265 beschädigte Bücher in 31 städtischen Büchereien in der Hauptstadt Tokio auf. Aus den Werken seien Seiten herausgerissen worden, erklärten Bibliotheksmitarbeiter.
Die japanische Regierung verurteilte den Vandalismus als Schande und betonte, solche Taten würden nicht toleriert. Das Simon-Wiesenthal-Center in den USA sprach von einer Hasskampagne und forderte die Behörden auf, die Suche nach den Tätern zu intensivieren.
Anne Frank war mit ihrer Familie vor den Nazis aus Deutschland in die Niederlande geflohen. Sie schrieb ihre Erlebnisse in einem Amsterdamer Hinterhaus auf, wo sich ihre Familie versteckt hatte. Japan war während des Zweiten Weltkriegs mit dem nationalsozialistischen Deutschland verbündet gewesen.
Täter und Motive der Zerstörung in den Bibliotheken waren zunächst nicht bekannt. Die Polizei ermittele, hiess es. Klar sei aber, das gezielt Titel mit Bezug auf Anne Frank ins Visier genommen worden seinen, sagte der Stadtbedienstete Mitsujiro Ikeda. «Das ist empörend.»
Alle zerstörten Bücher waren nach Bibliotheksangaben leicht über die Online-Datenbank mit den Schlagwörtern «Anne Frank» zu finden. Eine Bibliothek stellte alle Bücher, die einen Bezug zu Anne Frank haben, unter besonderen Schutz. Sie können nun nur noch vom Schalter ausgeliehen werden.
Als das Versteck der Familie Frank in den Niederlanden verraten wurde, kam Anne in ein Konzentrationslager. Dort starb sie mit 15 Jahren. Ihr «Tagebuch der Anne Frank» gehört zu den meistgelesenen Dokumenten über den Holocaust. (sda)