Mit legalem Hanf gegen die Mafia

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ItalienMit legalem Hanf gegen die Mafia

Italienische Politiker fordern eine Legalisierung von Hanf. Begründung: Damit werde die Mafia bekämpft. Gar nicht so abwegig, wie das Beispiel Mexiko zeigt.

von
kmo

Benedetto Della Vedova, Senator und Staatssekretär im Aussenministerium, hat im italienischen Parlament den Antrag auf eine Legalisierung von Cannabis gestellt. Unterstützt wird er von rund 60 Abgeordneten aus verschiedenen Parteien – und von der Anti-Mafia-Direktion.

Entstanden ist die Idee aufgrund des im Januar veröffentlichten Jahresberichts der Nationalen Anti-Mafia-Direktion (DNA), wie die italienische Zeitung «La Repubblica» schreibt. Diesem zufolge werden in Italien jährlich 1,5 bis 3 Millionen Kilogramm Cannabis auf dem illegalen Markt verkauft. Davon wurden zwischen Juli 2012 und Juli 2013 gerade einmal 150'000 Kilogramm beschlagnahmt.

Der Markt funktioniert

Ein Markt also, der trotz Kriminalisierung funktioniert. Das Geld aus diesem illegalen Verkauf kommt grösstenteils der Mafia zugute. Der Staat trägt ausschliesslich Kosten. Eine Rechnung, die nicht aufgeht, finden die Politiker um Della Vedova.

«Es geht heute nicht mehr darum, sich für oder gegen die Legalisierung auszusprechen, sondern darum, einen bestehenden Markt zu regeln, der bereits frei ist», sagte Senator Della Vedova laut «Repubblica». Daher will er den Konsum von Marihuana auf dieselbe Weise regeln, beschränken und bestrafen, wie dies bereits bei Alkohol und Tabak der Fall ist.

Die USA machen es vor

Argumente bekommt Della Vedova aus den Erfahrungen, die Mexiko und die USA mit der Legalisierung von Marihuana in den US-Bundesstaaten Colorado und Washington machen: Laut der amerikanischen Grenzpolizei sank der Schmuggel von Cannabis über die mexikanisch-amerikanische Grenze im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2011 um 24 Prozent, schreibt die US-Zeitung «Global Post».

Ausserdem fliesst ein Teil des Geldes aus diesem legalen Handel mit Cannabis neu in die Steuerkassen dieser Bundesstaaten statt in die Taschen der Drogenbosse. Deren Kartelle hatten damit Waffen gekauft sowie die Polizei und die Politik korrumpiert.

In Italien hat die Diskussion begonnen

Legalisierungskritiker wenden ein, dass die Drogenkartelle auch andere lukrativen Geschäfte machen und auf neue Märkte ausweichen. Trotzdem erfahren die kriminellen Organisationen spürbare finanzielle Einbussen in ihrem Cannabis-Geschäft.

Es ist unwahrscheinlich, dass der italienische Senator Della Vedova und seine rund 60 Verbündeten ihren Antrag im Parlament mit insgesamt 630 Sitzen auf Anhieb durchbringen, schreibt die «Süddeutsche Zeitung». Doch die Diskussion ist angestossen: So verabschiedete etwa der Stadtrat von Genua diesen Dienstag eine parlamentarische Motion mit dem Ziel, Cannabis zu legalisieren.

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