Getöteter Löwe«Jericho wird Cecils Babys adoptieren»
Nach dem Tod des Löwen Cecil sorgt sich die Welt um seinen Nachwuchs. Die Jungen seien in Lebensgefahr, hiess es. Ein Experte winkt jetzt ab.
Die Welt sorgt sich um den Nachwuchs des in Simbabwe erschossenen Löwen: Cecil und sein Löwenfreund Jericho waren für mehrere Jungtiere verantwortlich. «Es ist unklar, ob es Jericho alleine schafft, die Kleinen zu beschützen», sagte Kurt Haas, ein Schweizer, der seit 19 Jahren in Simbabwe lebt, Anfang Woche zu 20 Minuten.
Löwenforscher Brent Stapelkamp vom Hwange Lion Research Project im simbabwischen Hwange-Nationalpark beruhigt jetzt: Den Jungtieren gehe es gut, teilte er dem US-Sender NBC News mit. Der Fotograf studiert Simbabwes Löwen seit Jahren – er war es, der Cecil im November ein GPS-Halsband anlegte.
«Jericho kennt die Kleinen gut»
Auch was den Schutz von Cecils Babys angeht ist Stapelkamp optimistisch. Jericho werde die Jungen wohl adoptieren: «Er kennt sie gut. Er wird sie beschützen, als wären es seine eigenen.» Seine Kollegen hätten die Tiere erst am Tag zuvor gesehen, so Stapelkamp weiter: «Drei Löwinnen, sieben Junge – lebendig und gesund.»
Eine Safari-Firma will dies mit einem Video belegen: Gestern postete die African Bush Camps Aufnahmen der Kleinen auf Youtube – angeblich sind diese neu, überprüfen lässt sich dies nicht.
(Quelle: YouTube/African Bush Camps)
«Mr. Palmer tut mir leid»
Unterdessen verwüsteten Unbekannte das Ferienhaus des Zahnarzts Walter Palmer in Marco Island im US-Staat Florida. Palmer hatte im Juli den Löwen Cecil erlegt, gehäutet und geköpft. Das Wort «Löwenmörder» prangt jetzt in blauer Schrift auf der Garage seines 1,1-Millionen-Dollar-Anwesens. In der Einfahrt verteilten die Vandalen in rote Farbe eingelegte Schweinefüsse. Nun bewacht ein privater Sicherheitsdienst das Haus, ein privater Ermittler untersucht die Sache.
Theo Bronkhorst, der Palmer beim Erlegen des Löwen half, verteidigt laut BBC den Zahnarzt: «Mr. Palmer tut mir leid. Er ist ein guter Mann. Er hat nichts falsch gemacht.» Der simbabwische Jäger stand am Mittwoch in Hwange vor Gericht. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe seien falsch, so Bronkhorst. Er habe nicht gegen das Gesetz verstossen. Sein Anwalt Givemore Muvhiringi setzte eine Verschiebung des Prozesses bis 28. September durch.
«Bei uns liebt keiner die Löwen»
Bronkhorst verteidigte zudem die Jagd: «Sie ist ein integraler Teil unseres Landes.» Sie sei nötig, um die Pflanzen- und Tierwelt nachhaltig zu regulieren.
Diese Meinung vertreten auch andere Simbabwer: «In meinem Dorf liebt keiner die Löwen», schreibt Goodwell Nzou in einem Gastkommentar für die «New York Times». In seiner Kindheit habe ein Löwe einen Verwandten von ihm mitten im Dorf angegriffen. «Die Löwen saugten das Leben aus unserem Dorf. Keiner hielt sich abends draussen auf. Als er getötet wurde, sangen und tanzten wir.» Auch kürzlich sei wieder ein 14-jähriger Junge nahe seinem Dorf von einem Löwen zerfleischt und getötet worden, erzählt Nzou.
Keiner kannte Cecil
Ein anderer Simbabwer, Alex Magaisa, erzählt, er habe nach dem Tod von Cecil in seinem Familien- und Bekanntenkreis in Simbabwe herumgefragt. Resultat: Keiner hatte von Cecil gehört. Und das, obwohl viele westliche Medien den Löwen als «Symbol von Simbabwe» bezeichnen.
Die Menschen habe Cecils Tod schockiert: «Unsere Kultur identifiziert sich sehr stark mit Tieren. Die Gesellschaft ist in Clans unterteilt, die nach Tieren benannt sind.» Doch viele hätten auch andere Probleme: Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Korruption, Armut. «Vergib den Menschen, wenn ihre Aufmerksamkeit nicht nur auf Cecils traurigem Tod liegt», schliesst Magaisa.
Gefährdete Tierart
Löwen stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Welttierschutzunion IUCN. Schätzungen zufolge leben nur noch zwischen 20'000 und 30'000 Löwen in freier Wildbahn. Das sind 40 Prozent weniger als noch vor zwei Jahrzehnten.