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Gestrandete Schweizer«Leute brechen zusammen, schreien rum»

Mehrere Schweizer sitzen seit Tagen auf türkischen Flughäfen fest. Wie ihnen geht es Tausenden anderen Passagieren. Es herrscht Chaos.

kko
von
kko

Vor zwei jungen Baslern lag eine weite Heimreise: Nach Ferien in Japan wollten sie über Istanbul in die Schweiz zurückfliegen. Wie lange der Trip aber tatsächlich dauern würde, hätten die 23-Jährigen nicht einmal im Traum gedacht.

«Während des Flugs am Freitag nach Istanbul teilte Turkish Airlines uns plötzlich via Bildschirm mit, dass wir ausserplanmässig in Antalya landen würden», sagt Maturitätsstudentin F. A.* Dort angekommen, habe sich die Fluggesellschaft aber nicht um den weiteren Transfer bemüht. «Stattdessen sahen wir Hunderte andere Menschen, die wie wir herumirrten – wir konnten weder zuständiges Personal noch einen Info-Schalter finden», führt sie weiter aus.

Der Ursprung des Chaos heisst Axel. Das Sturmtief deckt die türkische Metropole Istanbul seit dem 6. Januar mit Schnee ein, am Internationalen Flughafen Atatürk werden seitdem täglich Hunderte Flüge gestrichen und umgeleitet – Tausende Passagiere sind deswegen etwa in Antalya gestrandet.

Gestrandete Passagiere in Antalya

Dutzende Flüge mit Ziel Istanbul wurden umgeleitet. Nun sind tausende Passagiere in Analya gestrandet.

«Drängeln, stossen, schreien»

Nach Stunden des Wartens wurden sie in einem Hotel untergebracht. Etliche erfolglose Anrufe bei der Airline später seien ihr und ihrem Kollegen schliesslich Flüge für den 10. Januar gebucht worden, sagt A. «Seit Samstag werden wir jedoch jeden Tag aufgefordert, an den Flughafen zu gehen, weil es wieder Verbindungen gebe. Die Stimmung dort ist aber sehr angespannt – viele Leute drängeln, stossen, schreien: Sie haben keine Geduld mehr.»

Zurzeit scheint ein Transfer über Istanbul weiter nicht möglich. Turkish Airlines schreibt auf Twitter, dass aufgrund der Wetterbedingungen alle in- und ausgehenden Inlandflüge zum Flughafen Atatürk gestrichen wurden.

«Personal schickt einen im Kreis herum»

Die Odyssee, die eine 24-Jährige aus Jona ZH und ihr Freund (33) aus Wien hinter sich haben, hört sich ähnlich an. Sie sitzen derzeit am Flughafen Atatürk fest. Aus Taiwan kommend wurden sie ebenfalls erst nach Antalya verfrachtet, bevor sie einen Flug nach Istanbul erwischten. «Das Turkish-Airlines-Personal schickt einen im Kreis herum, spricht kaum Englisch, ist sehr schlecht informiert und überfordert. Krisenmanagement ist nicht vorhanden.»

Die Menschenmenge sei gigantisch und es würden, obwohl nichts vorwärts gehe, immer mehr Passagiere eingeflogen. Es sei sehr heiss, Essen und Trinken müsse man sich hauptsächlich selbst beschaffen. «Es sind schon einige Leute zusammengebrochen, einige haben Nervenzusammenbrüche, schreien herum», so G. Wie die Reise für sie und ihren Freund weitergeht, ist noch unklar.

Ausharren am Flughafen oder im Hotel

«Was werdet ihr mit all den Passagieren in Antalya machen?»

Neben der Unsicherheit über den weiteren Reiseverlauf stören sich die beiden Basler Studenten besonders daran, dass Turkish Airlines ihre Passagiere nicht ausreichend informiert und vor allem am Flughafen «keine Verantwortung für die Leute übernehme». Wie zahlreiche Einträge auf Twitter zeigen, sind sie damit nicht alleine:

Sie seien vor drei Tagen in Antalya gestrandet und hätten keinerlei Hilfe von der Fluggesellschaft erhalten, twittern etwa Diana und Edu Aranda.

Eric Michael Ruiz aus Miami empört sich ebenfalls, er sei seit zwölf Stunden am Flughafen ohne jeden Kontakt zu einem Turkish-Airlines-Mitarbeiter, um Infos zu erhalten.

«Turkish Airlines, was werdet ihr mit all den Passagieren in Antalya machen? Keine Informationen, kein Essen, kein Hotel», ärgert sich VJ Yamat aus den Philippinen.

*Namen der Redaktion bekannt

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