Doku-Filmer locken Haie an - Surfer zerfleischt

Aktualisiert

Drama in SüdafrikaDoku-Filmer locken Haie an - Surfer zerfleischt

Ein 20-jähriger Surfer wird von einem Hai attackiert und getötet - in einer seit Jahren ruhigen und Hai-freien Bucht. Brisant: Ein Film-Team hatte die Tiere für eine Dokumentation geködert.

von
ann

Es war ein sonniger Tag mit perfekten Wellen, den einige Bodysurfer an der südafrikanischen Küste in der Nähe von Kapstadt am 19. April genossen. Doch die Idylle in der Kogel Bay, einem beliebten Surfertreffpunkt, wurde kurz nach Mittag jäh und brutal durch eine Hai-Attacke zerstört. Ein vier bis fünf Meter grosser weisser Hai ging auf einen der Surfer los, der auf dem Brett lag und auf eine Welle wartete.

Der attackierte 20-jährige David Lillienfeld, ein Mitglied der südafrikanischen Surfmannschaft, wurde bei der ersten Attacke ins Wasser geworfen. Er versuchte, den Hai mit seinem Brett abzuwehren, stiess ihm damit gegen den Kopf. Zunächst gelang ihm dies auch. Doch der Hai liess nicht locker. Bei der dritten Attacke packte er zu und verletzte Lillienfeld tödlich. «Er biss ihm sein Bein glatt ab», erzählt der geschockte Surfer Mat Marais der südafrikanischen Zeitung «Cape Argus».

Bis zu sechs grosse weisse Haie

Davids jüngerem Bruder, der in der Nähe war, gelang es, den Verletzten auf ein Brett zu zerren und in Richtung Land zu transportieren. Doch David verlor so viel Blut, dass er starb, bevor die Sanitäter ankamen.

Der Tod des jungen Sufers schlägt in Südafrika grosse Wellen. Der beliebte Surfertreffpunkt zwischen Rooi Els und Gordon's Bay in der Nähe von Kapstadt galt als relativ sicher. «In den letzten zwanzig Jahren wurde hier niemand von Haien attackiert», sagt Mat Marais. Nach der Attacke wollen Augenzeugen aber bis zu sechs grosse weisse Haie in der Nähe gesehen haben.

Mit Ködern in derselben Bucht Haie angelockt

Die Bewohner von Kapstadt glauben, die Attacke hänge mit einem Filmprojekt zusammen, das National Geographic finanziert. Der amerikanische Dokumentarfilmer Chris Fischer macht derzeit Aufnahmen für den Fernsehfilm «Shark Men» (Hai Männer). Fischers Team hatte am Sonntag und Montag in derselben rund 15 Kilometer breiten Bucht grosse weisse Haie mit Ködern angelockt, um sie zu erforschen und zu filmen. Fischer hatte für diese Aufnahmen extra eine Lizenz erhalten.

Diese wurde ihm nach der Attacke umgehend entzogen. «Der Unfall ist eine schreckliche Tragödie, ich bin schockiert. Von jetzt an wird es keine solche Forschungsarbeiten mehr geben», sagt der Leiter des Departements für Küste und Biodiversität.

Schon als die Regierung die Erlaubnis für die Filmaufnahmen ausgab, befürchteten Kritiker, damit könnten beliebte Strände gefährdet werden. Ein Kenner und Fotograf von weissen Haien forderte, dass während der Filmaufnahmen in der ganzen Region die höchste Hai-Warnstufe ausgerufen werde. Doch die Regierung teilte diese Bedenken nicht.

Nun richtet sich die Wut vieler Südafrikaner gegen Chris Fischer. In Kommentaren auf Facebook ziehen sie über den Filmer her und geben ihm die Schuld am Tod des vielversprechenden Surfers. Auf Facebook antwortet dieser: «Der schreckliche Verlust der Familie tut uns leid, mit unseren Gedanken und Gebeten sind wir bei den Angehörigen.»

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