US-JournalistenZmorge neben nervösen Fifa-Funktionären
Die Reporter Sam Borden und Michael Schmidt waren hautnah dabei, als es im Baur au Lac zu den Verhaftungen kam. Doch woher wusste die «New York Times» von der Polizeiaktion?
Die Meldung der renommierten «New York Times» hat am frühen Mittwochmorgen ein Medienbeben ausgelöst. Die Polizei verhaftete im Zürcher Fünf-Sterne-Hotel Baur au Lac sieben ranghohe Mitglieder der Fifa. Und dies lediglich zwei Tage bevor ein neuer (oder der alte) Präsident der Fussball-Organisation gewählt wird. Für einen Tag schaute die ganze Welt nach Zürich.
An vorderster Front dabei waren die beiden Reporter Sam Borden und Michael Schmidt der «New York Times». Um vier Uhr in der Früh kamen sie im Nobelhotel beim Zürichsee an. «Wir wussten nicht, was genau passieren wird. Landen sie mit dem Helikopter auf dem Dach oder stürmt ein SWAT-Team das Hotel?», sagt Schmidt der Online-Zeitung Huffington Post. «Schliesslich war es ein Gruppe freundlich dreinblickender Schweizer Hipster», beschreibt er die Zürcher Beamten.
Die Verhaftungen seien sehr friedlich und ruhig verlaufen, bestätigt auch Sportkorrespondent Borden dem Newsportal. «Wenn ich im Zimmer nebenan geschlafen hätte, wäre ich wohl nicht aufgewacht.»
Informationen zugespielt?
Doch woher wussten die Reporter vom Polizeieinsatz? Im Netz kursieren Gerüchte, dass der «New York Times» von offizieller Seite Informationen zugespielt worden seien. So schrieb beispielsweise Fifa-Blogger Jens Weinreich: «Die ‹New York Times› wusste das, dank traditionell guter Kontakte zu den Law Enforcement Agencies, offenbar vorab.»
Matt Apuzzo, Journalist der «New York Times» und Co-Autor bei der Fifa-Story, widerspricht. «Niemand zieht dich zur Seite und sagt, ‹so, das musst du wissen›. Es hat viel mit der Deutung von Signalen und Vermutungen zu tun», so Apuzzo zur Huffington Post. Die Journalisten hätten mehrere Tage lang an dieser Story gearbeitet und intensiv recherchiert. Die Zeitung habe die beiden Journalisten ins Flugzeug in Richtung Schweiz gesetzt, in der Hoffnung, dass es klappt. Die «Times» habe aber weder einen Tipp zum Zeitpunkt, zum Ort oder zu den involvierten Personen im Vorfeld erhalten.
Gipfeli und Zitronenkuchen
Die beiden US-Journalisten versorgten aber nicht nur ihre Zeitung mit Informationen. Auf Twitter veröffentlichten sie Bilder und Beobachtungen direkt aus dem Hotel. «Die Polizisten haben an der Rezeption die Zimmer-Nummern von Fifa-Funktionären erfahren und gehen jetzt nach oben», twitterte Michael Schmidt. Und als andere Medien auf die Story aufmerksam werden, schreibt er: «Der Concierge wird mit Telefonanrufen bombardiert. Es hört sich an wie Presseanrufe. Sein Englisch ist nicht sehr gut.» Borden hingegen twitterte ein kurzes Video von der Szenerie beim Baur au Lac.
Das alles taten sie auf leeren Magen, wie die Huffington Post schreibt. Denn fürs Frühstück war in der ganzen Aufregung keine Zeit. Fünfeinhalb Stunden nach ihrer Ankunft hätten sie dann doch noch einige Gipfeli sowie Zitronenkuchen im Baur au Lac verspeisen können – direkt neben einigen sehr nervösen Fifa-Mitgliedern.