Warnung vor AmerikaAuf die Zunge achten und nie nackt sünnelen
Die USA sind ein schönes, aber auch gefährliches Ferienland - zumindest nach den Reisewarnungen der Aussenministerien vieler Länder.
New York, Kalifornien, der Grand Canyon! Die USA bieten viele Tourismusziele. Die Aussenministerien vieler Staaten halten es jedoch für angebracht, Reisende in die USA vor ganz speziellen Risiken zu warnen. Der häufigste Ratschlag darunter lautet: Nicht provozieren – weder mit Worten noch ohne Kleider.
Die Zeitschrift «Foreign Policy» (FP) untersuchte die Reisehinweise für USA-Besucher auf den Websites der jeweiligen Aussenministerien und stellte eine bunte Reihe von Warnungen zusammen, die oft mehr über die Länder aussagen als über die Vereinigten Staaten.
Grossbritannien
Das Land mit dem speziellen Verhältnis zu den USA hält sich mit Rügen zurück. Erwähnt wird laut FP die vergleichsweise hohe Zahl von Verkehrsunfällen. Gewarnt wird vor den oft astronomischen Preisen für medizinische Dienstleistungen. Neben der Gesundheit sollten britische Reisende in Amerika auf ihre Zunge achten: Der auf der Insel beliebte bissige Humor sei gefährlich, warnt das Foreign Office. Es rät, «leichtfertige Bemerkungen über Bomben oder Terrorismus zu vermeiden, insbesondere auf US-Flughäfen».
Frankreich
Die Franzosen sollen in Amerika seriös auftreten – nicht nur gegenüber US-Offiziellen, sondern auch im Umgang mit dem anderen Geschlecht. Witze, die in lateinischen Ländern als trivial gelten, könnten ahnungslose Franzosen wegen sexueller Belästigung vor Gericht bringen, so das Aussenministerium. Auch sei Frauen vom Tragen eines Monokinis abzuraten, womit die Beamten oben ohne meinen.
Deutschland
Das prüdere Verhältnis zum Sex in Amerika ist den meisten Ländern Europas eine Warnung wert, so auch Deutschland. Ein Zusatzrisiko erkennt Berlin in der leichten Verfügbarkeit von Schusswaffen: «Sollten Sie Opfer eines bewaffneten Überfalls werden, versuchen Sie nicht, sich zu wehren!»
Wien warnt auch vor öffentlicher Nacktheit. Gewisse Regelungen verbieten sogar «das Schwimmen von Kleinkindern in öffentlichen Badeanstalten ohne Bekleidung», heisst es. Mit Amerikas Trinkwasser müsse man sich abfinden: «Leitungswasser gilt in der Regel – wenn auch nicht sehr schmackhaft (chloriert) – als gefahrlos trinkbar.»
Schweden
Das nordische Musterland mutet seinen Bürgern keine Warnungen zu, erhebt aber den politischen Zeigefinger. Es gebe in den USA «Begrenzungen der Menschenrechte und der demokratischen Prinzipien», rügt Stockholm. Fast höhnisch wird hinzugefügt: «In Obamas Zeit an der Macht ist die Stellung Amerikas als Weltmacht erodiert.»
Japan
Japan warnt vor Bettwanzen und tollwütigen Tieren in New York. Kritik erfahren die Kosten und langen Wartezeiten im Gesundheitswesen. Eine spezielle Warnung gilt «der Völlerei und dem Bewegungsmangel», die viele Amerikaner übergewichtig machten: Japanische Reisende müssten aufpassen, dass sie dieses Schicksal nicht ereile.
Neben den üblichen Warnungen vor den «misstrauischen» Amerikanern rät Chinas Aussenministerium den USA-Reisenden, dass sie das Essen mit Messer und Gabel zerkleinern sollen, bevor sie es in den Mund schieben. Sie sollten nicht reden, wenn der Mund «voller Essen oder Suppe» ist. Und: «Rauchen und spucken Sie nicht beim Gehen!»
Russland
Moskau halte nicht mit harscher Kritik an den USA zurück, fand FP. Gerügt wird die Ungleichheit zwischen Arm und Reich, die im Verhältnis zur Bevölkerung hohe Zahl von Gefangenen, die hohe Mordrate. Russische Bürger müssten speziell aufpassen: «Die US-Behörden führen die unannehmbare Praxis fort, überall auf der Welt Russen zu jagen, ohne Rücksicht auf das Völkerrecht.»
Schweiz
Nach so geharnischter Kritik muten die Reisehinweise der Schweiz geradezu milde an. «Das Land ist stabil», schreibt das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) an erster Stelle. Doch bestehe Terrorgefahr und es sei zu Strassenprotesten gekommen. Das EDA rät zum Gehorsam: «Falls Sie von der Polizei angehalten werden, bleiben Sie im Fahrzeug sitzen und legen Sie die Hände aufs Steuerrad, bis die Beamten bei Ihnen sind und weitere Anweisungen geben.»
Und dann folgt der obligate Hinweis auf die anderen Sitten in den USA. «Die Rechtsprechung», schreibt das EDA, «orientiert sich oft an rigideren Moralvorstellungen als in der Schweiz. Es ist beispielsweise verboten, oben ohne oder nackt zu baden (auch für Kinder), auf öffentlichem Grund zu urinieren oder nicht
vollständig angezogene Kinder zu fotografieren (auch zu Hause).»