Apokalyptisches LichtMeteoritenhagel im Ural fordert 1000 Verletzte
1000 Verletzte sind in Russland nach dem Meteoriteneinschlag zu beklagen. Dutzende erlitten schwere Blessuren. Schuld war die gewaltige Druckwelle. Unzählige Fensterscheiben barsten, Panik machte sich breit.
Ist dies ein Flugzeugabsturz oder gar der Weltuntergang? Der unheimliche Lichtblitz, die gigantische Explosion und die mächtige Druckwelle versetzen die Einwohner im zentralrussischen Ural am Freitagmorgen in verblüfften Schrecken.
Tatsächlich ist die Region von einem riesigen Meteoritenschauer getroffen worden, wie sich später herausstellt. Etwa tausend Menschen werden nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums verletzt, bei den russischen Medien melden sich verstörte Augenzeugen.
«Ich fuhr gerade mit dem Auto, als der Platz von einem sehr, sehr hellen Licht erleuchtet wurde», sagt Wassili Roschko aus der Industriestadt Tscheljabinsk im Fernsehen. «Das war kein normales Licht.»
Als das Licht nach drei oder vier Sekunden wieder erloschen sei, sei ein Schweif am Himmel erschienen, berichtet Roschko. «Dann, während ich fuhr, explodierte es.» Nach Angaben des russischen Katastrophenschutzministeriums war es zu diesem Zeitpunkt etwa 09.20 Uhr (04.20 Uhr MEZ).
Fabrik stürzt zusammen
Im Internet veröffentlichte Amateurvideos zeigen die gigantischen Ausmasse des seltenen Naturschauspiels. Ein greller Lichtblitz, ein breiter, kilometerlanger Schweif am eisblauen Morgenhimmel, die Kraft der Druckwelle, als der Himmelskörper schliesslich explodiert - es sind erschreckende und zugleich faszinierende Bilder.
Die Schockwelle der Explosion lässt die Fenster in den Gebäuden von Tscheljabinsk und der umliegenden, gleichnamigen Region zerbersten. Das Dach und eine Mauer einer Zinkfabrik stürzen zusammen. Auch andere Gebäude sollen beschädigt sein.
Hunderte Menschen ziehen sich Schnittwunden und Prellungen zu, unter ihnen sind dutzende Schwerverletzte. Russische Fernsehsender zeigen Bilder von schwer blutenden Menschen.
«Unwirkliches Licht»
Die Internetseite «Lifenews» lädt ein Video hoch, das schreiende und weinende Kinder in der Schule Nummer 15 in Tscheljabinsk zeigt. Scherben und Holzsplitter aus den zerborstenen Fensterrahmen liegen auf dem Boden des Klassenraums.
«Erst war da dieses unwirkliche Licht, das die Klassenzimmer auf der rechten Seite der Schule erleuchtete», berichtet die Lehrerin Walentina Nikolajewa. «Diese Art von Licht sieht man nicht im normalen Leben, nur zum Weltuntergang.» Dann sei ein Schweif am Himmel erschienen, etwa zehnmal grösser als bei einem Flugzeug.
«Der Knall war so laut, als sei etwas wenige Stockwerke über uns explodiert. Der Raum begann richtig zu zittern», sagt Jelena Borisowa, eine Journalistin aus Tscheljabinsk, dem Sender Channel One. Ein anderer Zeuge sagt dem Radiosender Echo Moskau: «Wir waren so verängstigt, wir rannten raus in den Flur (...). Wir haben laute Explosionen gehört.»
Russischer Winter ohne Fenster
Das ganze Ausmass der Schäden bleibt am Freitag zunächst ungewiss. Aber klar ist, dass für die Einwohner der Millionenstadt Tscheljabinsk der Schrecken nicht vorbei ist.
Die Zerstörung der Fenster trifft die Bewohner in einer Zeit, da in der Region Temperaturen um minus 18 Grad Celsius herrschen. «In der Stadt ist Panik ausgebrochen. Die Menschen frieren, da sind hunderte Wohnungen ohne Fenster», sagt ein Anwohner in einem Telefonat mit einem russischen Fernsehsender.
Zur allgemeinen Panik trägt auch bei, dass selbst die Behörden zunächst darüber rätselten, was sich über dem Ural überhaupt zugetragen hatte. Im Internet kritisieren viele Menschen, dass die Behörden zu langsam reagiert hätten.
«Ich kann Ihnen im Moment nichts sagen. Ich weiss im Moment gar nicht, was los ist», sagt am Morgen ein Sprecher des Katastrophenschutzes in Tscheljabinsk einem örtlichen Radiosender. «Ich bin in der gleichen Situation wie Sie.»
(Video: Youtube/fed potapow)
(Video: Youtube/Thunder Child)
(Video: Youtube/Thunder Child)
(Video: Youtube/Григорий Ченцов)
Tscheljabinsk liegt rund 1500 Kilometer östlich von Moskau.
(sda)
Feedback
Augenzeugen, die sich derzeit in der Region aufhalten? Schicken Sie uns ein Mail an: feedback@20minuten.ch
Zu den Tickereinträgen
Alles zu den Minuten und Stunden nach dem Meteoritenhagel können Sie hier in unserem nochmals nachlesen.