Sex mit Tieren«Zoophilie ist ein Fetisch»
In Dänemark boomen Tiersex-Bordelle. Was sind das für Menschen, die sich tierische Partner wünschen? 20 Minuten fragte die dänische Sexologin Rikke Pristed.
In Dänemark ist Sex zwischen Mensch und Tier legal. Nach Angaben von dänischen Medien boomen Tiersex-Bordelle. Die Kundschaft kommt busweise aus den Nachbarländern angereist. Die dänische Sexologin und Therapeutin Rikke Pristed erklärt, was Menschen dazu bewegt, sich tierische Partner zu suchen, und wie Sodomie behandelt wird.
Frau Pristed, wieso haben Menschen Sex mit Tieren?
Menschen haben unterschiedliche Muster, was sie anmacht. Zoophilie ist wie eine von vielen Sprachen, die ein Mensch spricht. Für jemanden, den es anmacht, Sex mit Tieren zu haben oder darüber zu fantasieren, ist dies einfach eine weitere Sprache, die er spricht. Ich würde Zoophilie als Fetisch bezeichnen.
Und warum verspüren Menschen den Reiz, Sex mit einem Tier zu haben?
Es kann sein, dass eine Person von früheren Erfahrungen geprägt ist. Wenn jemand zum Beispiel als Kind Tiere beim Sex beobachtete und davon erregt worden ist, kann es sein, dass diese Person später Erregung mit Tieren verbindet. Auch kann es bei Zoophilie um Extreme gehen. Dänemark ist im Vergleich zu anderen Kulturen sehr freizügig. Tiersex kann also ein Ausdruck dieser Suche nach Extremen sein. Darum bezeichnet man es als Fetisch.
Sie arbeiten auch als Therapeutin. Haben Sie auch Patienten, die zoophil sind?
Ja. Viele meiner Patienten hatten aber noch keinen Sex mit Tieren, sondern denken darüber nach. Das macht ihnen Angst. Die Gedanken sind ihnen peinlich.
Können Menschen, die Sex mit Tieren haben, keinen Sex mit Menschen haben?
Das muss nicht sein. Viele meiner Patienten haben auch Sex mit Menschen. Es kann also sein, dass Sex mit Tieren einfach eine Facette von verschiedenen Dingen ist, die jemanden anturnen. Ins Detail zu spezifischen Fällen kann ich wegen der ärztlichen Schweigepflicht leider nicht gehen.
Wie therapieren Sie die Menschen?
Es ist wichtig zu erkennen, dass Zoophilie keine Krankheit ist. Menschen suchen meine Beratung, weil sie fürchten, ihre Lust auf Sex mit Tieren gefährde ihre menschliche Beziehung. Mein Ansatz besteht im ersten Schritt darin, das Schamgefühl der Patienten zu überwinden. Im zweiten Schritt versuchen wir, andere Erregungsmuster zu finden. Es ist nicht möglich, gewisse Erregungstrigger komplett verschwinden zu lassen. Aber man kann das sexuelle Repertoire eines Menschen erweitern, so dass er oder sie andere Optionen hat, erregt zu werden.
Ist Sodomie ein neues Phänomen?
Historisch hatten Menschen schon immer Sex mit Tieren. Früher war ein Grund, dass auf dem Land vielleicht keine Menschen im nahen Umkreis waren. Heute ist Sodomie jedoch organisierter als früher, und das ist ein Problem. In Dänemark gibt es zum Beispiel Tiersex-Bordelle, die damit Geld machen.
Warum gibt es Sodomie gerade in Dänemark?
Sodomie ist etwa überall gleich verbreitet. Dänemark fällt auf, weil es hier legal ist. Das dänische Ethikkomitee hat beschlossen, Sodomie nicht zu verbieten, weil dies auch unorganisierten Tiersex betreffen würde. Ein Sodomie-Verbot würde nämlich zum Beispiel auch ältere Frauen kriminalisieren, die seit Jahren eine sehr harmonische Beziehung mit ihrem Pudel haben.
Und was sagt die Bevölkerung dazu?
Die Mehrheit der Dänen will ein Verbot von Sodomie. Dänemark sollte nicht zu einer Sextourismus-Destination werden wie etwa Thailand.
Rikke Pristed ist Sexologin in Aarhus, Dänemark. Sie ist Dozentin für Sexualwissenschaften am Institut für Psychologische Gesundheit an der Universität Agder in Norwegen.