Konkurrenz ganz untenAuch diese Tschutter sind unsiegbar
Eine Nullpunkte-Saison, das muss der Titel des erfolglosesten Teams der Schweiz für den SC Post Winterthur sein. Dachten wir. Doch Innerschweizer sind den Unsiegbaren auf den Fersen.
17 Tore geschossen, 79 kassiert, null Punkte: Der SC Post Winterthur hat die letzte Chance, in der Fussballmeisterschaft der 5. Liga Punkte zu holen, verpasst und ist nun die erfolgloseste Mannschaft der Schweiz. Der ganzen Schweiz? Nein, ein beugsamer Haufen Tschutter im Herzen des Landes hört nicht auf, den Winterthurern Konkurrenz zu machen. Seit dieser Saison schlägt sich die dritte Mannschaft des Luzerner SC wacker durch einen Dschungel von Niederlagen. Die Bilanz: 15 Tore erzielt, 89 kassiert, null Punkte. Damit sind sie ebenso unsiegbar wie Winterthur.
Am Fusse des Pilatus und direkt hinter der neuen Swissporarena trainiert «s'Drüü». Montag, 19 Uhr, noch ist niemand da, gelassen wartet der 32-jährige Spielertrainer Ueli Huber vor den Kabinen. Bei ihm herrscht kein Druck zu Höchstleistungen. Das Saisonziel: Ligaerhalt. «Jetzt schauen wir mal, ob wir überhaupt trainieren können», sagt der Coach. «Mal sehen, wer heute aufkreuzt.» Je nach Wetter sei das halt so eine Sache. Kurz vor 19.30 Uhr läuft der Erste in Trainingsmontur aus der Garderobe. «Hoppla, da ist einer aber motiviert!», ruft der Trainer. Langsam gesellen sich weitere Spieler dazu, schlendern zum Platz. Es wird viel geschwatzt und gelacht. «Heute machen wir ein Einlaufen», läutet Huber das Training ein. «Logisch.»
Schiessen nicht vergessen
Das Einlaufen fordert bereits die ersten Opfer. «Bei uns steht halt die eine oder andere Raucherlunge auf dem Platz», sagt Raphael Meyer. Er selbst gönne sich immer eine Zigarette vor einem Spiel. «Das ist mein Ritual.» Huber unterbricht das Training, um über den weiteren Verlauf abzustimmen. «Wer will ein Match spielen, wer will Schusstraining?», fragt Huber. Nacheinander streckt der eine oder andere auf. Huber zählt. «Zehn, gut wir spielen ein Match. Aber wir schiessen natürlich auch beim Tschutten. Gälled, nicht vergessen!»
Letzten Samstag, beim Meisterschaftsspiel, hat irgendwann alles Schiessen nichts mehr genützt - «s'Drüü» hat 6:1 verloren. «Bis zur 55. Minute haben wir noch 1:0 geführt», sagt Huber. «Das war schon bitter.» Danach folgten 6 Gegentreffer in 35 Minuten. «Wenns mal nicht läuft, fällt die ganze Mannschaft auseinander und dann hagelt es Tore», sagt der Coach. Vielleicht fehlt ihnen auch einfach das Glück, wie Innenverteidiger Gianluca Simone sagt. Vielleicht fordere er zu wenig, sagt Huber.
Vielleicht verlieren sie, weil sie die Köpfe schnell hängen lassen, weil sie vor dem Spiel vor allem die Lungen teeren, weil sie zu wenig Auswechselspieler haben, oder die Gruppe zu stark ist. Ein Saisonspiel müssen die Luzerner noch bestehen, dieses Spiel trennt sie noch vom Titel der Unsiegbaren. Huber: «Samstagabend? Da wollen wir noch drei Punkte holen. Ich glaube daran.»