Tier-FetischDie Lust, wie ein Hund zu leben
Männer mit Hundemaske und Halsband, die ihrem Halter gehorchen: Ein britischer Dokfilm beleuchtet die Szene der sogenannten Pet-Player.
Wenn der Brite Tom Peters zu Hause ist, trägt er normalerweise einen Latexanzug, eine Hundemaske und ein Halsband. Er bewegt sich auf allen vieren fort, isst aus einem Napf und wartet auf die Befehle seines Herrchens. In diesen Momenten ist Tom Peters ein Dalmatiner namens Spot. Der Mann gehört der Community der sogenannten Pet-Player an, eine Fetisch-Szene, die ein Dokumentarfilm des britischen Senders Channel 4 jetzt beleuchtet.
Tagsüber arbeite er als Toningenieur in einem Theater, erzählt der als Spot verkleidete Peters. «Im Leben dreht sich alles nur um Arbeit, um Essen und um Geld.» Er brauche aber einen Fluchtweg aus dieser Realität. Und er brauche auch «die Gesellschaft eines Menschen auf einer komplett anderen Ebene». Vor einigen Jahren begann er, mit einem Halsband zu schlafen, trug gerne Latexkleider. Zu diesem Zeitpunkt war er noch mit seiner Freundin Rachel Watson verlobt.
Es begann mit einem Dalmatiner-Kostüm
Eines Tages kaufte er auf eBay einen Dalmatiner-Zentai-Anzug und trug ihn in einem Nachtclub. Ein Mann kam auf ihn zu und sagte: «Ach, du bist ja ein Hundewelpe!» Dieser Satz stellte Peters' Welt auf den Kopf: Er trennte sich von Rachel und begann eine Beziehung zu einem Mann, den er über eine Fetisch-Plattform kennenlernte. Colin ist bis heute Spots «Herrchen».
In der Puppy-, also Welpen-Szene spielt Treue eine wichtige Rolle. «Wir leben die positiven Aspekte des Hunde-Daseins aus», sagt David, der seit zehn Jahren seinem «Halter» Sidney gehört, wie er selber sagt. «Wenn sich jemand Sidney nähert, dann knurre ich ihn an wie ein kleiner Bullterrier.»
Die Puppies treffen sich oft zum Spielen. Die «Hundehalter» bringen sie zusammen. Dann gehen die «Welpen» aufeinander los, beschnuppern sich, bellen und springen, um einen Knochen zu fangen. Einige geniessen es, wenn sie am Bauch oder am Kopf gekrault werden. «Die Mitglieder meines Rudels und ich fühlen uns alle wie eine Familie», erklärt Teilzeit-Vierbeiner Kaz im Film.
Nicht mehr im Verborgenen
Beim Petplay-Fetisch geht es auch um erotische Rollenspiele und Sex. Er ist eng mit der schwulen Fessel- und Sadomaso-Szene verbunden: Es geht um Dominanz und Unterwürfigkeit. Die Doggy-Szene gibt es in Europa, vor allem in Deutschland und Grossbritannien, seit rund 15 Jahren.
Mittlerweile findet im belgischen Antwerpen einmal im Jahr ein Fetischisten-Treffen statt, bei dem die «Welpen» ihre Talente zeigen und Mr. Puppy gewählt wird. Im vergangenen Jahr gewann übrigens Tom Peters den Wettbewerb.
Der Trailer zum Channel-4-Dokufilm «Das geheime Leben der menschlichen Welpen.» (Quelle: Youtube/Channel 4)