Die mysteriösen Todesfälle in der Familie Carman

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Rätsel in BostonDie mysteriösen Todesfälle in der Familie Carman

Nathan Carman (22) und seine Mutter verschwinden während eines Bootsausfluges. Tage später wird er allein gerettet. Die Polizei ermittelt gegen ihn.

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Nathan Carman (22) wurde am 25. September 2016 von einem Frachter auf dem Atlantik vor der US-Küste entdeckt.
Der junge Mann war am 18. September mit seiner Mutter Linda Carman zu einem Angelausflug rausgefahren.
Mutter und Sohn seien öfter mit ihrem zehn Meter langen Fischerboot Chicken Pox unterwegs gewesen, schreiben US-Medien.
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Nathan Carman (22) wurde am 25. September 2016 von einem Frachter auf dem Atlantik vor der US-Küste entdeckt.

AP/Michael Dwyer

Eine rätselhafte Geschichte beschäftigt die Polizei von Boston. Die US-Küstenwache rettete vergangenen Sonntag einen Schiffbrüchigen auf hoher See. Der 22-jährige Nathan Carman aus Vernon im US-Staat Vermont war zusammen mit seiner Mutter Linda (54) genau eine Woche zuvor, am 18. September, zu einer Schiffstour aufgebrochen. Von Linda Carman fehlt bis heute jede Spur.

Mutter und Sohn verliessen den Hafen von Point Judith an der Ostküste der USA im zehn Meter langen Boot Chicken Pox. Die Mutter plante, die Nacht im Boot zu verbringen, etwa 30 Kilometer von der Küste entfernt. Nathan war damit nicht einverstanden, er wollte 160 Kilometer hinausfahren.

Am nächsten Tag waren Linda und ihr Sohn verschwunden. Die Küstenwache suchte nach den beiden bis zum Freitag, 23. September. Weil die Suche bis dahin erfolglos geblieben war, brach die Behörde die Aktion ab.

Die Küstenwache hat viele Fragen für Nathan

Am Sonntag, 25. September, entdeckte der chinesische Frachter Orient Lucky den 22-Jährigen allein in einem Rettungsboot südlich von Martha's Vineyard, rund 160 Kilometer von der Küste entfernt. Der junge Mann erzählte, dass plötzlich Wasser in den Motor des Fischerbootes eingedrungen sei. Als das Boot zu sinken begann, habe er Erste-Hilfe-Artikel geholt, um sie auf das Rettungsboot zu laden. Da sei seine Mutter plötzlich weg gewesen.

Nathan Carman leidet am Asperger-Syndrom, einer schwachen Form von Autismus. Der Polizei konnte er nicht erklären, was mit seiner Mutter passiert war. Dabei gibt es viele offene Fragen: «Wir haben nach den beiden in der Gegend gesucht, in der Nathan schliesslich auftauchte. Wieso haben wir ihn nicht früher gesehen? Wieso hat Nathan uns keine Zeichen gegeben, als wir die Zone mit dem Helikopter überflogen?», fragt sich Nicole Groll von der Küstenwache gegenüber dem Nachrichtensender CBS.

In seiner ersten Einvernahme habe Nathan erklärt, er habe nach seiner Mutter gesucht, sie aber nicht gesehen. «Und dann sprang er in das Rettungsboot, mit etwas Essen und Wasser. Und das wars», so Groll weiter.

Hat Nathan etwas mit dem Tod des Grossvaters zu tun?

Während sich die Ermittler auch mit der Frage befassen, wieso Nathan kurz vor dem Ausflug mit seiner Mutter den Motor des Bootes selbst reparierte, kommen Details zur mysteriösen Ermordung von Nathans Grossvater wieder ans Licht. Der 87-jährige John Chakalos wurde am 20. Dezember 2013 erschossen. Sein Enkel Nathan hatte am Abend zuvor mit ihm gegessen und war die letzte Person, die den wohlhabenden Rentner lebend gesehen hatte.

Nach dem Tod des Grossvaters erbten seine vier Töchter – darunter Nathans Mutter Linda – jeweils 21 Millionen Dollar. «Er hat weder mit dem Verschwinden seiner Mutter noch mit dem Tod seines Grossvaters etwas zu tun. Er ist ein guter Junge», verteidigt ihn sein Vater.

Linda Carman ist für die Behörden tot

Nathan Carman wurde nie als Verdächtiger im Mordfall an John Chakalos betrachtet, wie ABC News schreibt – obwohl der damals 20-Jährige kurz zuvor eine Schrotflinte und Munition mit demselben Kaliber wie dem der Tatwaffe gekauft hatte. Bis heute gilt der Fall als ungeklärt.

«Ich erwarte nun viele Antworten», sagt Sharon Hartstein, eine Freundin Lindas. Die Küstenwache hat die Suche nach der 54-Jährigen nicht mehr aufgenommen. Ohne Rettungsboot, Wasser und Lebensmittel gebe es keine Chancen mehr, die vermisste Frau lebend zu finden.

Nathan Carman bedankt sich bei der Küstenwache für seine Rettung. (Video: Twitter)

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