Zürcherin in Spanien vor GerichtDylan (1) getötet – Mutter zu 11 Jahren Haft verurteilt
Eine Frau aus Bülach stand am Montag in Spanien vor Gericht: Sie brachte 2013 ihr behindertes Kleinkind aus einem Zürcher Spital nach Spanien – und tötete es dort.
In diesem Spital wurde Dylan von seiner Mutter getötet (Video: 20minutos.tv)
In Elche, nahe Alicante, musste sich am Montag die Zürcherin K. K.* vor Gericht verantworten. Die Frau entführte an Heiligabend 2013 ihren zehn Monate alten Sohn Dylan aus einem Zürcher Spital. Weil das Kleinkind aufgrund eines Geburtsfehlers auf Medikamente angewiesen war, wurde sie von den Zürcher Behörden zur Fahndung ausgeschrieben. Das medizinische Sorgerecht war K. bereits zuvor von der Kesb entzogen worden.
Einen Monat lang blieb die Frau mit Dylan verschwunden, dann tauchte sie in Spanien auf. In einem Einkaufszentrum konnte sie von der Guardia Civil festgenommen werden. Dylan kam zur Untersuchung ins Spital, später hätten Mutter und Kind an die Schweiz ausgeliefert werden sollen.
K. lehnte Therapie für ihren Sohn ab
Dazu kam es jedoch nicht: Noch im Spital tötete die damals 40-Jährige ihren Sohn, indem sie ihm die Kehle durchschnitt. Anschliessend versuchte sie, sich selbst zu töten. Den Polizeibeamten, die vor der Zimmertür Wache hielten, hatte sie erklärt, sie wolle Dylan baden. K. überlebte trotz schwerer Verletzungen. Sie wurde nach dem Vorfall in U-Haft genommen.
Der Fall hatte damals für Empörung gesorgt: K. soll konsequente Veganerin sein und stellte sich laut Anklageschrift gegen die Schulmedizin. Eine Therapie für ihren Sohn hatte sie abgelehnt. Aus diesem Grund waren die beiden auch von der Polizei ins Zürcher Spital gebracht worden. Dort sollte Dylan wegen seines Wasserkopfs behandelt werden.
Sie sah laut dem Psychiater keinen anderen Ausweg
Jetzt, fast vier Jahre nach dem Verschwinden der beiden, stand K. vor Gericht. Gemäss spanischen Medienberichten forderte die Staatsanwaltschaft 17 Jahre Haft wegen Mordes. Auch ihr Vater rechnete mit einer mehrjährigen Haftstrafe, wie er im Juni 2016 erklärte.
Bereits am ersten Prozesstag kam es zu einer Einigung, wie «La Vanguardia» schreibt. K. war geständig und akzeptierte elf Jahre Haft. Sie gab zu, Dylan ausgezogen und ihm die Kehle mit einem Messer durchgeschnitten zu haben. Ein Psychiater stellte bei ihr eine Persönlichkeitsstörung fest. Dadurch habe sie keinen anderen Ausweg sehen können, als Dylan zu töten. Vor Gericht sagte K. aus, dass sie sich nicht mehr genau an die Tat erinnern könne. Sie habe sie aus der Angst begangen, dass die Ärzte ihr Dylan wegnehmen und mit ihm «experimentieren» würden. Sie sei Anhängerin von Homöopathie sowie hinduistischer und chinesischer Medizin.
Umher gereist, um Spuren zu verwischen
Dass Dylan an einem Wasserkopf litt, schob K. einer Behandlung zu, die sie wegen einer Infektion in Anspruch genommen hatte – damals war sie bereits schwanger, wusste davon aber nichts, schreibt «La Vanguardia». Die Ärzte hätten sie belogen, sie sei mit alternativen Behandlungsmethoden wieder gesund geworden, sagte sie vor Gericht aus.
Bei Dylan hätten die Ärzte in Zürich Behandlungen vorgenommen, die er nicht benötigt hätte. Deshalb sei sie mit ihm geflohen. Um nach Spanien zu gelangen, benutzte sie das Auto ihres Vaters. Dieser war wegen möglicher Fluchthilfe von der Polizei ebenfalls in U-Haft genommen worden. In Spanien seien Mutter und Sohn umhergereist, um die Spuren zu verwischen – bis sie gefasst wurden. Hält sich K. nun an die Regeln, besteht die Möglichkeit, einen Teil der Strafe in der Schweiz abzusitzen.
*Name der Redaktion bekannt