Ein Fischer lieferte der Mafia den Sprengstoff

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Aus dem MeerEin Fischer lieferte der Mafia den Sprengstoff

Lange war unklar, woher die Mafia das Material für die Bombenanschläge der 90er-Jahre hatte. Nun wurde ein Fischer verhaftet, der den Sprengstoff aus Weltkriegsbomben vom Meeresgrund besorgt haben soll.

Die Polizei in Italien hat einen sizilianischen Fischer unter dem Verdacht verhaftet, der Mafia mehr als eine Tonne Sprengstoff für eine Anschlagsserie beschafft zu haben. Er habe den Sprengstoff für die Cosa Nostra aus Weltkriegstrümmern im Mittelmeer geborgen, sagen die Staatsanwälte.

Damit seien in den Jahren von 1992 bis 1994 viele tödliche Anschläge in Rom, Florenz, Mailand und Capaci bei Palermo verübt worden, sagte Staatsanwalt Giuseppe Quattrocchi am Montag in Florenz. Etwa 1300 Kilogramm Sprengstoff seien dabei verwendet worden.

Immer wieder Bombenattentate der Mafia

Mafia-Bomben töteten 1993 in Florenz und in Mailand jeweils fünf Menschen. In Capaci starb 1992 der bekannte Anti-Mafia-Staatsanwalt Giovanni Falcone zusammen mit seiner Frau und drei Polizisten, nachdem eine Autobombe explodiert war.

In Rom wurden sieben Menschen bei einem Attentat verletzt, das einem TV-Moderator galt. Zu der Bombenserie der Mafia gehörten auch Anschläge auf zwei Kirchen und bei einem Fussballspiel.

Verhandelte Rom mit der Mafia?

Palermos Staatsanwälte vermuten, die Cosa Nostra habe mit der Anschlagsserie Druck auf die Regierung in Rom ausüben wollen, ein Gesetz mit schärferen Haftbedingungen für verurteilte Mafia-Bosse abzuschaffen. Das Gesetz blieb zwar, doch wurden Hunderten von Mafiosi 1993 die Haft erleichtert.

Ein Richter prüft gegenwärtig, ob es damals Verhandlungen zwischen dem Staat und der Mafia gegeben hat. Darin verwickelt sein könnte nach Medienberichten Marcello Dell'Utri, ein enger Vertrauter des späteren Regierungschefs Silvio Berlusconi. (sda)

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